Erwin Oehme wurde durch seinen Vater, den Dresdner Spätromantiker Ernst Ferdinand Oehme, mehr noch durch dessen Freund und zeitweisen Hausgenossen, den Maler Ludwig Richter, nachhaltig beeinflußt. Er absolvierte bei beiden schon in jungen Jahren ein Studium an der Kunstakademie in Dresden und gehörte später wie Eduard Leonhardi zu den Atelierschülern Richters. Dies vor allem hat Motivwahl und Sehen geprägt. Das Bild »Mauerpforte in Oberloschwitz« zeigt einen intimen Ort in kultivierter Natur, wie ihn auch Richter gern zum Motiv wählte: Wo bei diesem ein Brunnenhaus wäre, sehen wir hier die Pforte. Ein Unterschied in der Malerei des Jüngeren liegt in der stärkeren Betonung von Licht und Schatten, generell in der Hinwendung zu einer realistischeren Naturauffassung. Dargestellt ist der Eingang zu dem Anwesen des mit Richter befreundeten Königlich Sächsischen Hof-Medailleurs Reinhard Krüger in Oberloschwitz. Ludwig Richter wohnte seit 1852 fast dreißig Jahre lang während des Sommers in Loschwitz bei Dresden. In den sechziger Jahren verbrachten sowohl Leonhardi als auch Oehme ebenfalls Sommerwochen dort. Ein Brief Ludwig Richters von Anfang Mai 1866 an seinen Sohn aus den Tagen der Mobilmachung vor dem Preußisch-Österreichischen Krieg schildert die Reaktionen des Loschwitzer Freundeskreises auf die drohende Gefahr (vgl. Briefe Ludwig Richters aus vier Jahrzehnten an seinen Sohn Heinrich, Leipzig 1953, S. 238 ff.). Der mögliche Krieg mag den Blick auf den traulichen Winkel noch einmal intensiviert haben. | Angelika Wesenberg