Sechseckige Flasche aus farblosem Glas, auf dem Boden eingeprägtes Fassungsvermögen „100“ [ml] in strahlenförmigem Kranz, drei Seiten des Korpus mit vertieften Rillen versehen, über die übrigen drei Seiten Etikett mit Beschriftung „Königl. priv. Hof-Apotheke/zum goldenen Hirsch./Augenwasser:/R. Scheinert, Kgl. Hof-Apotheker/Fernsprecher 235, Potsdam, Lindenstrasse 48.“ Mündungsrand manuell ausgestellt, Verschluss fehlt. Form und Gestaltung der Flasche weisen – neben dem in diesem Fall erhalten gebliebenen Etikett – mit drei gerippten und drei flachen Seiten auf eine zur äußerlichen Anwendung gedachte Arznei hin (vgl. Löwen/Winter, Arzneiverpackungen vergangener Jahrhunderte, 2006, S. 11; Conradi, Apothekengläser im Wandel der Zeit, 1973, S. 136).
Die 1735 gegründete Apotheke zum Goldenen Hirsch gehörte neben der Apotheke zum Schwarzen Bären, der Adler- und der Löwen-Apotheke zu den vier Ur-Potsdamer Apotheken (vgl. hierzu und zu Folgendem Biela, Potsdamer Apotheken, 2004, S. 25f., 33, 55, 75, 188; Goerke, 250 Jahre Hofapotheke zum goldenen Hirsch in Potsdam, 1985, S. 28–31). 1748 hatten die Inhaber der vier Geschäfte ein Schreiben an Friedrich II. mit der Bitte gerichtet, keine weiteren Privilegien für Apotheken zu verteilen, um den alteingesessenen Häusern nicht das Geschäft zu verderben. Der König kam dem Gesuch nach. Erst Friedrich Wilhelm IV. hob den Erlass im Jahr 1848 auf.
Der auf dem Etikett genannte Inhaber Friedrich Wilhelm Moritz Richard Scheinert (1845–1935) führte die 1735 gegründete Apotheke zum Goldenen Hirsch von 1886 bis 1927 und war ehrenamtlich als Stadtrat tätig. Damit stand er nach Recherchen von Paul Biela und Heinz Goerke in bester Tradition. Bereits vier seiner Vorgänger in der Hirsch-Apotheke hatten sich kommunalpolitisch engagiert. Die Flasche wurde 2011 aus Privatbesitz erworben. 2016 erhielt das Potsdam Museum, ebenfalls aus Privatbesitz, Dokumente und einen historischen Löscheimer der Apotheke. [Uta Kaiser]