Wolf Vostell gehört zu den prägendsten Künstlerpersönlichkeiten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Neben Malerei und Skulpturen zählten vor allem Techniken der Dé-coll/age und Verwischung sowie Videokunst, Happenings, die Vostell 1961 als Erster in die deutsche Kunst einführte, und das Einbetonieren zu den zentralen Elementen seines Schaffens. 1962 war er neben Künstlern wie Dieter Roth und Joseph Beuys Mitbegründer der FLUXUS-Bewegung, die von der schöpferischen Idee ausgehend nach neuen Ausdrucksmitteln suchte.
Vostells Werk war häufig politisch; er thematisierte innenpolitische Themen der BRD und hat auch den Mauerfall in unzähligen Gemälden und Grafiken verarbeitet. Hierzu gehört auch sein ironischer Beitrag zum 1991 vom Berliner Senat ausgelobten Ideenwettbewerb der städtebaulichen Neuordnung des Areals um den Potsdamer und Leipziger Platz. Das Tiergartenviertel im Herzen Berlins war durch Kriegszerstörungen und Mauerbau eine desolate Brache mit symbolischer Leere. Vostell bringt in seiner "Entwurfs“-Radierung eine riesige Bohrspirale über dem Platz an. Bedrohlich-verheißungsvoll zerteilt sie die Freifläche, damit „300 m hohe Wolkenkratzer“ emporwachsen können. Diese Vision ist dennoch nicht ohne eine gewisse Aufbruchsstimmung, akzentuiert mit goldfarbenen Pinselschwung.