Das Goldblattkreuz aus dem 7./8. Jahrhundert stammt aus einem alamannischen Kriegergrab, das 1976 im Zuge von Baggerarbeiten zutage kam und bereits halb zerstört war als man den Fund bemerkte. Zum Glück konnten alle auf der rechten Seite des Bestatteten gelegenen Beigaben gerettet werden. Von dem menschlichen Skelett haben sich nur Schädelreste erhalten. Anthropologische Untersuchungen des Schädels ergaben, dass es sich bei dem Toten um einen Mann im Alter von 18-26 Jahren gehandelt haben muss. Kleine Zonen von Knochenauflösung auf dem Stirnbein zeugen von Spuren eines gutartigen Tumors. Stark zerklüftete Oberfläche der Kieferhöhlen lassen auf Entzündungen im Zahn- oder Kieferhöhlenbereich schließen, die wahrscheinlich zum Tod des Mannes geführt haben. In der rechten Augenhöhle des Schädels entdeckte man Fragmente des Goldblattkreuzes, das vermutlich auf ein Stück Textil genäht war, der als Schleier über das Gesicht gelegt worden war. Von dem Kreuz haben sich drei Fragmente erhaltenen. Als Verzierung sind an den Kreuzarmen und in der Mitte runde Medaillons eingeprägt, die mit Hilfe eines Models aus Holz oder stärkerem Blech eingeschlagen wurden. Als Vorlage für das Bildmotiv diente ein angelsächsisches oder byzantinischen Münzbild: Interpretiert man die Darstellung als Frontalansicht eines männlichen Kopfes, wäre die Vorlage von einem byzantinischen Solidus mit Kaiserkopf des späten 6. oder frühen 7. Jahrhunderts abzuleiten. Stellt das Medaillon zwei zueinander gedrehte Köpfe dar, so hätte eine angelsächsische Silbermünze des 6. Jahrhunderts, ein Sceatta, als Vorlage gedient. Da man oft Gold minderer Qualität für die Herstellung der Goldblattkreuze verwendete, wurden diese zu Lebzeiten wahrscheinlich nie getragen und nur für die Grablege angefertigt. Zu den weiteren Grabbeigaben gehören neben dem Kreuz eiserne Waffen, Beschläge aus Bronze und Eisen, eine Schnalle sowie ein fragmentierter Knochenkamm.