Laut eigener Aussage fertigte Mohr „viele Skizzen und Pläne“ von Demonstrationsplätzen „innerhalb des alten Potsdam“. Mag der Ort auch gewechselt haben – mal lag er neben der Nikolaikirche (vgl. AT-2015-255), dann auf dem Alten Markt – so zeigen sich dennoch wiederkehrende Motive, seien es fahnengeschmückte Tribünen, Kolonnaden oder Stelen mit Feuerschalen. Dies sind die klassischen Elemente einer Festarchitektur, wie sie in der Antike entstanden, im Barock ihren dekorativen Höhepunkt erreichten, den Nazis zur Formung der Masse als Ornament dienten und den Führern des Sozialismus als Zeichen des Sieges galten. Mohr kümmerte sich auch in der DDR nicht um politische Dimensionen, ihm ging es einzig um die städtebauliche Aufgabe. Diese löst er hier auf geradezu malerische Weise durch die Kombination des Turms der Garnisonkirche mit tempelartigen Pendantbauten. Ihm hätte wohl im Übrigen das Bonmot von Christa Wolf gefallen: „Vorschlag für den Ersten Mai: Die Führung zieht am Volk vorbei." [Thomas Sander]
Blattangaben: u.l.: Skizze für Demonstrationsplatz / auf der Plantage. / M. 1950