Original: Deutsch
ABSCHRIFT!
Direktor M. Teudt
Detmold, Handelstrasse 10. 22.Dezember 1933
Herrn Museumsdirektor Dr. Sprater, Speyer.
Sehr geehrter Herr Direktor!
Nehmen Sie freundlichen Dank für Ihre mich hochinteressierende
Zusendung, die mir die Vorfreuden auf meine Reise nach dort noch er-
höht hat. Ich schrieb Ihnen doch wohl schon, dass ich von Herrn Dr. Em-
rich, Präsident der Pfälzische» Gesellschaft zur Förderung der Wissen-
schaften, und vom mehreren Seiten um meinen Besuch gebeten worden bin,
den ich im März ausführen kann, weil ich in den gleichen Tagen einen
Vortrag in Darmstadt zu halten habe. Es wäre mir eine grosse Freude,
wenn wir, in den Hauptpunkten einig, an der Aufklärung des bedeutsamen
pfälzischen Denkmals wirken könnten.
Sie werden, wie ich jetzt schon annehme, darin Recht haben, dass
die Felsen den Römern auch als Steinbruch gedient haben. Das schliesst
ja die Bedeutung nicht aus, die dieselben schon vorher und nachher
als eine Stätte germanisch-keltischer Gottesverehrung gehabt haben.
Dies interessiert uns weit mehr, als was die Römer - wahrscheinlich nur
zerstöreader Weise - dort getan haben.
Um vorbereitet zu sein, habe ich eine Anzahl von Bitten und erlau-
be mir anzufragen, von wem sie erfüllt werden könnten.
1. Beschaffuug von Messtischblättern, die das Bild der Umgebung des
Brunholdisstuhles mit einem Radius von etwa 6 km aufweisen.
2. Feststellung der Flurnamen um den Brunholdisstuhl im Umkreise
von etwa 1 km-
3. Das Ergebnis sorgfältiger Untersuchungen, ob in der Nähe des
Stuhles prähistorische Gräber vorhanden sind - mit Sicherheit oder
vermutungsweise. Desgleichen sorgfältige Untersuchungen, ob noch Spu-
ren einer oder gar mehrerer Umwallungen vorhanden sind.
4. Eine Zusammenstellung der etwa sich an den Brunholdisstuhl an-
knüpfenden Volksüberliefertugen, -gebräuche und Spuckgeschichte* (ab-
gesehen von den bereits mitgeteilten) - u.a. den Grund, warum Kränze
an den Steinen aufgehängt werden.
4. Falls Buschwerk oder sonst Gegeastände vorhanden sind, die
eine genaue Besichtigung aller Aussenflächen hindern, so wäre es
drirgend erwünscht, wenn sie nach Möglichkeit beseitigt würden.
Wenn Sie mir in Bezug auf diese Fragen einen Rat geben oder sich
an deren Beantwortung beteiligen könnten, würde ich Ihnen sehr dank-
bar sein. Die Beschaffung der Messtischblätter, die ich gern bald
einsehen möchte, gegebenenfalls auf meiae Kosten.
Mit deutschem Gruss
Ihr sehr ergebener
gez. W. Teudt.
Gibt es keinen zusammenhängenden Grundriss der Felsen?
Er wäre mir sehr erwünscht.