Ein illusionistisch gestalteter, beiseite gezogener Vorhang gibt den Blick frei auf eine Nischenarchitektur mit einem runden Porträtmedaillon. Es zeigt das Bildnis des aus Schlettstadt (Sélestat) im Elsass stammenden Reformators Martin Bucer (auch Butzer, 1491-1551). Wenn auch heute nicht mehr so bekannt wie Martin Luther oder Johannes Calvin, zählt Bucer doch zu den bedeutendsten Reformatoren insbesondere des südwestdeutschen Raums. Er war längere Zeit Pfarrer in Straßburg und führte dort die Reformation ein. Er war maßgeblich an der Neuordnung des evangelischen Kirchenwesens im Elsass und in der Pfalz beteiligt und wirkte auch über die Grenzen des deutschsprachigen Raums hinaus. Er pflegte etwa Verbindungen nach Italien, Dänemark oder Schweden und verbrachte seine letzten Jahre (im Exil) in England, wo er Professor an der Universität von Cambridge war. Er gilt als Erfinder der Konfirmation und zeichnete sich durch seine Bemühungen in der Vermittlung zwischen den verschiedenen reformierten Strömungen deutscher, französischer und englischer Tradition aus. Die Inschrift des Sockels unterstellt Bucer dementsprechend einen sanftmütigen Charakter und gibt die Überzeugung des Reformators wieder, dass Wahrheit mehr überzeuge als Strenge. [Johanna Kätzel]