Der retuschierte Abzug auf Albuminpapier zeigt Dr. Cajetan Koller (1798-1872), Fürstl. Hohenz. Medizinalrat. Die Aufnahme - möglichweise zum 60. Geburtstag Kollers entstanden - ist mit einem ovalen Passepartout (Aufschrift "Phot. v. Fr. Brandseph, Stuttgart") versehen und oval gerahmt.
Nach Hechingen kam Koller im Alter von zwei Jahren, nach dem Tod des Vaters, der in Trochtelfingen als fürstlicher Rat und Physikus für die Fürstenberger tätig war. Er besuchte die Gymnasien in Rottweil und Konstanz und studierte anschließend Medizin. 1823 ließ sich Koller als Arzt in Hechingen nieder und entfaltete dort über ein halbes Jahrhundert lang sowohl beruflich als auch bürgerschaftlich ein außerordentliches Engagement. Die Nähe zum Fürstenhaus ergab sich durch die Heirat mit Maria von Bacherle, Kammerfrau der damaligen Erbprinzessin Eugenie, der späteren Fürstin.
Berühmt wurde Koller vor allem durch das von ihm gegründete Schwefelbad in der Herrenackerstraße, dem heutigen Alten- und Pflegeheim St. Elisabeth. Dort wurden Schwefelkuren angeboten, das Kurhaus sah glänzende Feste und wurde zu einem gesellschaftlichen Mittelpunkt um die Mitte des 19. Jahrhunderts.
Aber nicht nur medizinisch wirkte der 1844 zum Leibarzt des Fürsten Friedrich Wilhelm Constantin ernannte Koller; auch sein bürgerschaftliches Engagement ist bemerkenswert: als Kollegienrat, Landtagsabgeordneter, Vorstand des Verschönerungsvereins, Direktor des Musikvereins und als Initiator für das Denkmal der Fürstin Eugenie am Kinderhaus.
Das Atelier von G. F. Brandseph in Stuttgart entwickelte sich in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zum mit Abstand größten Fotografen-Betrieb in Württemberg. Brandseph war ursprünglich Lithograf von Beruf, der seine frühen Albuminporträts häufig nachretuschierte, um den Bildern mehr plastische Tiefe zu verleihen.