Diese als Point de France bezeichnete Nadelspitze ist sehr plastisch gearbeitet. Die auf einem sechseckigen Maschengrund liegenden Blumenkörbe und Ranken wirken jedoch ein wenig steif und erinnern nicht ohne Grund eher an Ornamente auf Gläsern oder Edelmetall.
Colbert, der Minister Ludwig XIV., erließ ein absolutes Einfuhrverbot für Spitzen aus Italien und Flandern. Gleichzeitig gründete er 1665 eine Gesellschaft, die die französischen Spitzenarbeiterinnen in Manufakturen zusammenfassen sollte. Diese Gesellschaft besaß ein zehnjähriges Monopol für die gesamte französische Spitzenproduktion, die von nun an allein unter dem Namen Point de France verkauft werden durfte. Mit dieser Zwangsmaßnahme und mit der Unterstützung flandrischer und venezianischer Lehrerinnen gelang es ihm bis 1675, eine florierende Industrie aufzubauen.
Entsprechend der strengen staatlichen Reglementierung wurden für die nötigen Entwürfe Ornamentstecher verpflichtet, die keinen speziellen Bezug zur Spitzenproduktion besaßen. So entstand ein eindeutig französischer Spitzenstil, der 1670 begründet etwa bis 1730 in Mode blieb.
Herstellung: Alençon oder Sedan
Ankauf 1937. Ehemals Sammlung Richard Zschille, Großenhain.