Das wohl kunsthistorisch interessanteste und bis heute am meisten zitierte Exemplar der ganzen Sammlung ist der Gold-Dinar vom Frühjahr des Jahres 77 der islamischen Zeitrechnung oder 696 n. Chr. aus Damaskus. Seine Bedeutung erwächst daraus, dass er an der Schnittstelle zur Arabisierung von Münzwesen und Verwaltung steht, die aus dem byzantinischen Gebiet unter der Herrschaft der Araber erst ein arabisch-islamisches Reich formte. In dieser Zeit musste eine repräsentative Gestaltung gefunden werden, die einerseits dem wachsenden islamischen Anspruch eines Teils der Elite an die Herrschaft entsprach, und andererseits Akzeptanz bei der Bevölkerung fand. Die Münzgestaltung ist noch dem byzantinischen Konzept verhaftet, obwohl die Legenden selbst arabisch sind und statt eines byzantinischen Kaisers der Kalif in arabischem Gewand und mit einem Schwert als Zeichen der Macht gegürtet abgebildet ist. Die Rückseite zeigt statt eines byzantinischen Kreuzes auf Stufen eine Art Säule mit einer Kugel an der Spitze auf drei Stufen stehend. Wahrscheinlich handelt es sich um eine Säule als Ausdruck städtischen Stolzes mit einer Weltkugel darauf. Ähnliche Säulen standen in mehreren Städten Syriens auf repräsentativen Plätzen hinter den Toren der Stadt. Nur sieben Exemplare dieses Münztyps, der von 74/693-4 bis 77/696 geprägt wurde, sind bekannt. Das Jenaer Exemplar wurde am Anfang des Jahres 1860 in Beirut zusammen mit einem zweiten Exemplar des Jahres 76 islamischer Zeitrechnung - heute in der Bibliothèque Nationale in Paris - von dem Sammler Péretié erworben. Erst 1867 mit der Sammlung des Weimarer Prinzenerziehers Frédéric Soret kam diese Münze nach Jena.