Das abgerundete Stelenoberteil zeigt in erhabenem Relief insgesamt fünf Personen, zwischen denen sich rechteckige Felder finden, ‚Kolumnen‛, die alle ohne Inschriften blieben oder womöglich nicht mehr erhalten sind. In diesen stehen gewöhnlich die Namen, Titel sowie Epitheta der Dargestellten neben formelhaften Texten, die partiell einer Beschreibung der jeweiligen Szene gleichkommen.
Stilistisch ist das Berliner Stück in die spätptolemäische Zeit einzuordnen, auch wenn das Relief im Unterschied zu anderen Stelen erhaben gearbeitet wurde. Es bleibt zu vermuten, dass die plastische Modellierung durch die ehemaligen Binnenzeichnungen betont wurde, von denen jedoch keine Farbreste nachgewiesen werden konnten. Zudem sind die kugeligen Bäuche und Brüste der weiblichen Personen kennzeichnend für diesen Zeitraum.
Als Ganzes betrachtet gehört die Stele zu der Gruppe der ‚Landschenkungsstelen‛, die im oberen Bereich den Spender mit dem Opfer und den durch das Opfer bedachten Gottheiten zeigt. Sie markierten die Grenzen der Ackerflächen, die von einem König zugunsten eines Tempels gestiftet wurden. Damit gehörte das Land dem Tempel, das von diesem gewinnbringend verpachtet wurde. Auch der Aufbau der Szene auf der Berliner Stele ist repräsentativ für dieses Korpus: Die opfernde Partei steht rechts, die empfangende, göttliche Partei ist links dargestellt. Der oft schlechte Erhaltungszustand der Stelen wird auf ihren Aufstellungskontext zurückgeführt, da sie wohl in den Boden eingegraben waren. Sehr wahrscheinlich folgte unter dem Bildfeld eine glatte, unbeschriebene Fläche. Damit kann auch bei dem vorliegenden Stück der unebene, untere Rand erklärt werden, der nicht allein auf Kriegsschäden zurückzuführen ist.
(Jana Helmbold-Doyé)