Aphrodite (römisch: Venus) in dem Moment dargestellt, in dem sie ihr Gewand entfernt. Die linke Hand hält die rechte Seite des Tuches, die rechte wiederum fixiert nach vorne links hin einen anderen Teil des Gewandes. Somit wird ein Großteil ihres Unterkörpers entblößt, das Hinterteil und die Beine, besonders das rechte, leicht gebeugte, stehen dem Anblick offen. Auffällig bei dieser Skulptur sind die Körperstellung und der Blick der barfüßigen Liebesgöttin, denn diese wendet ihren Oberkörper zur rechten Seite nach hinten hin, um ihr nacktes Hinterteil begutachten zu können (daher auch der Beiname "kallipygos": "kalos" [gr.] = schön und "pygos" [gr.] = Gesäß). Durch diese Körperstellung rutscht der rechte Träger des Gewandes scheinbar die Schulter hinab und enthüllt dabei die rechte Brust bis kurz unter die Brustwarze.
Das Motiv dieser Statue geht auf eine Geschichte zurück, von der der Schriftsteller Athenaios von Naukratis (ca. 200 n. Chr.) in seinem Werk "Gastmahl der Gelehrten" (gr. "deipnoisophistai") berichtet: Zwei Bauerstöchter liegen im Streit, wer von ihnen den schöneren Hintern habe. Ein reicher junger Mann aus der Stadt trifft diese auf seinem Weg und soll entscheiden. Er verliebt sich in die ältere der beiden Schwestern, ernennt sie zur Siegerin und heiratet sie. Kurz darauf trifft der Bruder des Mannes auf die jüngere Schwester und heiratet diese ebenso. Durch die Ehe mit den Männern reich geworden, stifteten die beiden Schwestern der Aphrodite einen Tempel und gaben der Göttin den Beinamen „mit dem schönen Gesäß“. Dieser Gipsabguss ist nach einer römischen Kopie eines griechischen Bronzeoriginals der Aphrodite Kallipygos hergestellt, die wohl um 100 v. Chr. gefertigt und in einem Tempel in Syrakus aufgestellt wurde.
Das Original befindet sich im Archäologischen Nationalmuseum Neapel (Inv. 6020). Bei ihrem Fund in Rom fehlten der Kopf und die linke Hand der Statue, sie wurden also nachträglich hinzugefügt.
(Autor: Christian Dick, Berufsfeldpraktikant)