Der Großteil unseres Wissens über Altägyptische Möbel stammt aus Grabbeigaben, die dem Verstorbenen auf seine Reise ins Jenseits mitgegeben wurden. Hölzerne Modelle zeigen, wie die Betten im täglichen Leben ausgesehen haben mögen. Allerdings konnte sich nur eine wohlhabende Familie solche Betten leisten, denn qualitätvolles Holz war ein exklusives Handelsgut und wurde fast ausschließlich importiert. Modellbetten bestehen daher in aller Regel aus gebranntem bzw. ungebranntem Ton. In Amarna fanden sich die kleinen Modelbetten häufig im Schutt der verlassenen Häuser, waren also nicht als Grabbeigaben gedacht. Auf einem dieser Modellbetten aus einem anderen Fundkontext befanden sich noch zwei weibliche Figuren, weswegen die kleinen Betten und die in der Größe passenden Frauenfigürchen gerne mit Fruchtbarkeitswünschen in Verbindung gebracht werden. Insgesamt fanden sich über 200 solcher weiblichen Figuren in Achet-Aton.
Die beiden Fragmente dieses Modellbetts (ÄM 28749, ÄM 28750) gehören wohl zusammen und weisen an den Füßen die seit der 3. Dynastie (ab 2700 v. Chr.) üblichen Löwentatzen auf. Auf den Fragmenten finden sich noch Reste roter und schwarzer Bemalung, was darauf hindeuten mag, dass das Flechtwerk der Liegefläche aufgemalt war.
Aus: Rattmann, A., in: F. Seyfried (Hrsg.), Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete, Berlin 2012, S. 372 (Kat.-Nr. 154).
Angaben zur Herkunft:
Deutsche Orient-Gesellschaft (DOG), Auftraggeber
Borchardt, Ludwig (5.10.1863 - 12.8.1938), Grabungsleiter
Amenophis (Amenhotep) IV. / Echnaton
Datierung engl.: Amenhotep IV / Akhenaten
P 47.02-03 (Ägypten / Mittelägypten / Amarna / P 47 / P 47.01-03 (Anwesen))
Großer Hof
Schenkung James Simon, 1920