Radierung von Ernst Schäffer, 1905
Blick in Richtung Spree (seitenverkehrt, vgl. daher gespiegeltes zweites Digitalisat). Hinten das 2. Quergebäude des Grundstücks Am Krögel 1
Aus einem mittelalterlichen Handelshof war der "Krögelhof" im 19. und frühen 20. Jh. zu einem eher ärmlichen Wohnquartier geworden. Grafisch und fotografisch war der von der Stralauer Straße nach Süden zur Spree abgehende Straßenabschnitt Krögel jedoch kurz vor und nach seinem Abriss 1935 eines der häufigsten, massenhaft verbreiteten Motive aus Alt-Berlin. Er wurde zu einem – geradezu mythosartigen – Symbol für das in der sich modernisierenden Metropole verloren gehende altstädtische (Kleinbürger-)Milieu. An den Hof-Motiven versuchten sich zeitgleich mehrere Künstler.
Dass das Motiv jedoch schon im späten Kaiserreich gleichsam als Idealyp der Berliner Altstadtszene gegolten haben muss, belegen mehrere graphische Darstellungen, so auch die vorliegende Radierung von Ernst Schäffer aus dem Jahre 1905. Diese zeigt die Südansicht jedoch, wie der Vergleich mit Fotografien belegt, seitenverkehrt, vielleicht aus gestalterischen Erwägungen. 1909 schuf Schäffer eine weitere Radierung des Großen Hofes mit dem entgegengesetzten Blick nach Norden (C 12 G-4-241).
Provenienz: Erworben 2022 im Antiquitätenhandel (Petra Heller, Bayreuth; Vorbesitzer laut Stempel auf Passepartout-Rückseite: Frank R. Weese, Antik u. Grafik, Weisman).
Literatur zum Krögel: Susanne Gänshirt-Heinemann: Der Krögel. Eine Gasse in Berlin. Berlin 2000 (Berlinische Reminiszenzen 81). – Dies.: Der Krögel. Die Entdeckung und Ästhetisierung der Altstadt Berlins in Fotografien 1887 bis 1938. Berlin 2003.