Mit der auch „Klinke“ genannten Drahtlehre wurde die Stärke des gezogenen Drahts gemessen. Das 1787 hergestellte Stück stammt nach der Signatur „IPH“ vom Drahtzieher Johann Peter Hüsecken (*1768, †1840). Im Tal der Nahmer, ein Zufluss der Lenne, unterhalb des gräflichen Schlosses Hohe Limburg betrieben sein Vater und Großvater bereits im 17. Jahrhundert eine Drahtrolle. 1810 gründete Hüsecken im Seitental der Nimmer eine größere Drahtfabrik. Sie war die Keimzelle des heute weltweit tätigen Unternehmens Huesecken Wire. Johann Peter Hüsecken gilt als Erfinder des Kaltwalzens. Alfred Krupp in Essen lieferte ihm erstmalig 1830 besonders gehärtete Walzen aus Gußstahl. Mit ihnen walzte Hüsecken den Stahldraht zu dünnen Blechen und Bändern.
1571 wird im Nahmertal in Hohenlimburg eine bereits vorhandene Drahtrolle urkundlich erwähnt. Vermutlich wurde in den Seitentälern der Lenne bereits im Spätmittelalter mittels Wasserkraft Draht gezogen. 1619 verzeichnet eine Übersicht unterhalb des Schlossbergs zwölf Drahtrollen. Der in Limburg hauptsächlich hergestellte Feindraht wurde über Zwischenhändler unter anderem in der Reichsstadt Dortmund vertrieben. Während des Dreißigjährigen Kriegs kam es zu einem Rückgang. Erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts nahm das vom Grafenhaus Bentheim-Tecklenburg geförderte Drahtgewerbe einen neuen Aufschwung. Durch den gestiegenen Bedarf an „Kratzendraht“ kam es zu einem vermehrten Absatz. Die dünnen Drahtsorten wurden zur Herstellung von bürstenartigen „Kratzen“ für die Verarbeitung von Wolle verwendet. 1690 organisierten sich die Drahtzieher in der Grafschaft Limburg in einer eigenen Gilde.
Ein Hauptabnehmer des Limburger Drahts war im 17. und 18. Jahrhundert das Handelshaus Harkort an der Enneperstraße in Haspe. So verlegte Johann Caspar II. Harkort 1730 sechzehn Drahtzieher aus der Grafschaft Limburg. Käufer für den Feindraht saßen im Ostseeraum, in den skandinavischen und baltischen Ländern, aber auch in Frankreich, in den Niederlanden und im Bergischen Land. Die Limburger Drahtzieher arbeiteten in Konkurrenz zum märkischen Drahtgewerbe, besonders zu den Iserlohner Drahtziehern. Während der französischen Herrschaft 1806 bis 1813 folgte der Niedergang. Durch Innovationen wie die Drahtweberei und das Kaltwalzen kam es ab 1820 erneut zu einem Aufschwung.
Ralf Blank