Die älteste Karikatur und gleichzeitig wertvollste Zeichnung im Museumsbestand ist dem Umfeld der barocken "Carracci-Schule" zuzuordnen. Annibale Carracci (1560-1609) entstammt einer bekannten italienischen Malerfamilie, die eine Vielzahl von Schülern ausbildete und auf Zeitgenossen wie Nachfolger großen Einfluss ausübte. Carracci war bekannt für seine Versuche, Gesichtszüge charakteristisch zu überzeichnen, und so wurde es regelrecht modern, bestimmte Eigenheiten eines Menschen oder Berufsstandes pointiert herauszuarbeiten. Es entstand - von Bologna ausgehend - geradezu eine Flut von Karikaturen aus den Federn verschiedenster Meister. Dafür stellt diese Zeichnung ein sehr schönes Beispiel dar. Theoretische, praktische und soziale Elemente des Berufsbildes werden dabei mit physiognomischen Eigenarten des Mannes und bestimmten Attributen des Berufsstandes angedeutet. Als Apotheker weist sich der ältere Herr durch einen Mörser aus, den er, wie den Stößel, in kräftigen Händen hält. Daneben war aber auch ein fundiertes theoretisches Wissen des Apothekers vonnöten. Auf Gelehrsamkeit weist als Attribut die Brille hin. Die Zeichnung entstand wohl in der Mitte des 17. Jhs. und ist wahrscheinlich unter dem Einfluss des führenden Bologneser Malers Bartolomeo Passarotti (1529-1592) entstanden.