Ein knorriger, frisch erblühter Pflaumenast windet sich hinter einem bizarren Felsen hervor. Auf der gegenüberliegenden Seite treibt ein schlanker Bambusstamm frische Zweige und Blätter. Die Symbole des Vorfrühlings sind mit leichter Hand auf die Flächen des leicht gestauchten Bauches und des langen, schlanken Halses der Flaschenvase gesetzt. Am Ende der Ming-Dynastie versuchten die Werkstätten neue Märkte zu erschließen. Zunächst konkurrierte man mit der gerade einsetzenden japanischen Porzellanproduktion. Dabei beeinflussten sich die chinesische Ware der Tianqi-Periode und die japanische Shoki-Imari-Ware gegenseitig in der aufgelockerten Malweise. Im Westen wird diese Entwicklung dem sogenannten Übergangsstil zwischen 1620 und 1680 zugeschrieben, als die Aufträge und Vorgaben unter dem Dynastienwechsel schwanden. Der Stil war deshalb weniger von Sujets imperialer Macht geprägt als von den Vorlieben der gelehrten Beamtenschicht, die sich als neuer, inländischer Kundenkreis etabliert hatte. In diesem Zusammenhang kann man den Bambus als Parabel auf den unbeugsamen, loyalen Gelehrten- Beamten sehen, die Pflaumenblüte als Symbol für Hoffnung und gelehrten Naturgenuss. Die Vase wäre somit für einen chinesischen Schreibtisch vorstellbar gewesen. (Text: Anne-Katrin Ehrt)
Alter Bestand, erworben vor 1896.