Als eher seltenes Stück ist ein Teil einer Buchschließe aus Knochen erhalten geblieben. Sie wurde aus einem Stück gefertigt und klammerartig aufgesägt. Sie war ursprünglich mit zwei Buntmetallnieten an einem flexiblen Lederriemen befestigt. An einem Ende ist sie fein zackig gesägt und weist eine größere, wohl dekorativ genutzte Durchlochung auf. Am anderen Ende diente ein Buntmetallstift als Scharnier für eine Schließe mit dem Haken. In einem eingetieftem Feld auf der Oberseite wurden filigrane Verzierungen aus Rauten und Kreuze eingeschnitzt. Das Motiv und das Material sowie die Fundstelle auf einem Klostergelände lassen auf eine Verwendung in liturgischem Zusammenhang schließen. Das Dominikanerinnenkloster Paradiese mit einem bedeutenden spätmittelalterlichen Scriptorium könnte dabei durchaus die entsprechenden Möglichkeiten gehabt haben, um solche feine Arbeiten direkt vor Ort herzustellen.
Buchschließen gibt es in verschiedenen Ausführungen, die leicht voneinander abweichen. Gut erhaltene Bücher mit metallenen Schließen, wie eines aus dem Jahr 1565 aus dem Stadtarchiv, zeigen noch heute die Funktionsweise dieser Buchverschlüsse. Außerdem lässt sich daran nachvollziehen, woher das umgangssprachliche „Buchaufschlagen“ kommt: Schlug man mit der Faust auf den massiven Einband, sprangen die unter Spannung stehenden Schließen auf und man konnte in dem Buch blättern.