Aus einer Kloake in der Soester Altstadt stammt dieses große, zur Gruppe der Zylinderhalskrüge gehörende Schankgefäß aus voll entwickeltem Siegburger Steinzeug. Diese Warenart löste am Ende des 13. Jahrhunderts das Faststeinzeug mit einer Übergangsphase ab und war charakteristisch für das 14. bis 16. Jahrhundert. Die Gefäße wurden aus speziellen Tonen hergestellt, die eine hohe Brenntemperatur von bis zu 1300 °C erlauben. Dies bewirkt eine Versinterung, durch die der Scherben - im Gegensatz zur Irdenware - wasserundurchlässig wird und Magerungspartikel sich meist vollständig auflösen. Dadurch entsteht eine sehr glatte Oberfläche. Der vorliegende Krug besitzt einen schlanken, gerillten Hals mit einem etwa 2 cm unter dem Rand angesetzten Bandhenkel. Der Hals zieht zur Mitte hin schwach ein und ist vom leicht eiförmigen und gerillten Bauch durch eine scharfe Drehleiste abgesetzt. Der Bauch mündet in einen schräg eingedrückten Wellenfuß. Die Oberfläche ist im Bereich des Halses einseitig schwach geflammt und zeigt teilweise Einschlüsse von vermutlichem Eisenoxid und leichte Drehriefen. Krüge dieser Art werden auch Jacoba-Kannen genannt. Diese Bezeichnung ist in Holland etwa seit dem 17. Jahrhundert gebräuchlich, da sich fälschlich die Annahme gebildet hatte, die dort sehr häufig gefundenen Gefäße würden von der holländischen Gräfin Jacoba (1401-1436) stammen. Siegburger Steinzeug wurde hauptsächlich als Trinkgeschirr verwendet. Dessen Formenspektrum umfasste unter anderem noch bauchige Krüge, Becher und Schalen und es wurde überregional in großem Umfang verhandelt. Im Soester Fundgut ist diese Warenart äußerst zahlreich vertreten.