Der Adler, ein Symbol für Mut, Weitblick und Kraft, aber auch für die Auferstehung Christi, steht seit der Zeit der Staufer vor allem – in römischer Tradition – für das Herrschergeschlecht. Diese stabile und allgemein gültige Symbolik lässt sich bis 1806, dem Ende des Heiligen Römischen Reiches, verfolgen. Für jeden erkennbar kennzeichnete der Adler Marktrechte oder andere königliche bzw. kaiserliche Erlasse. Das Tragen von solchen Adlerdarstellungen, zum Beispiel in Form von Beschlägen, konnte denjenigen als herrschaftlichen Gesandten oder zumindest als politischen Unterstützer des Königs ausweisen. So wurden auch die Pferde von Boten mit Adlerbeschlägen ausgestattet. Daneben waren tierische Darstellungen als Verzierungen, wie auch der Adler, zudem als rein dekoratives Mittel beliebt. So lassen sich Adler- bzw. Vogeldarstellungen auf vielen Materialien und Gegenständen, wie Buchschließen, Beschlägen, Münzen, Siegeln, Ringen, Stoffen, Keramik, Mantelschließen und Pferdegeschirranhängern, finden. Ob das Soester Fundstück als ein politisches Statement oder als reines Zierobjekt getragen wurde, kann nicht mehr geklärt werden. Allerdings ist zu anzumerken, dass Vergleichsfunde alle von herrschaftlichen Burgen stammen.