Etruskische Töpfer und Vasenmaler ahmten nicht nur importierte attische Keramik nach, sondern ließen sich auch von dem inspirieren, was von den griechischen Kolonisten in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft geschaffen wurde. Im Gegensatz zum ebenfalls aus Etrurien stammenden Eulenskyphos [CV 330] arbeitete der etruskische Vasenmaler auf diesem Stamnos, der wie der Dinos und der Krater ein Mischgefäß für Wein und Wasser ist, in "echt" rotfigurigem Stil: Er ließ Ornamente und Figuren tongrundig rot stehen und deckte des Rest des Gefäßes schwarz ab. Mit großflächig wuchernden floralen Ornamenten und hell leuchtenden Weißauflagen folgt die Bemalung dem Vorbild kampanischer Keramik. Die dargestellte Szene dagegen spiegelt die religiösen Vorstellungen der Etrusker wider. Der mit einem Hammer bewaffnete Charun, der fratzenhafte Todesdämon, nähert sich einer vor ihm fliehenden nackten Frau, um sie in sein Reich zu holen.
CVA: Altenburg 3, Tafeln 134-136 (Deutschland 19; 918-920)