Das ländlich geprägte Böotien galt bei den Athenern als rückständig, beinahe ‚hinterwäldlerisch’. Zu dieser Ansicht hat auch die Kunst Böotiens beigetragen, die lange Zeit an einer alten, überkommenen Formensprache festgehalten hat. Das lässt sich beispielsweise auch an diesen Darstellungen weiblicher Figuren, sog. ‚Papas’, ablesen.
Sie greifen bewusst auf die vereinfachenden Formen der geometrischen Phase (900–700 v. Chr.) zurück. Gesicherte Fundkontexte, zumeist Gräber, datieren sie allerdings ins 6. Jahrhundert v. Chr. Vermutlich stellen sie Göttinnen (Demeter oder Hera?) dar, die den Verstorbenen zum Schutz ins Grab gelegt wurden. Der Granatapfelanhänger verweist auf den Fruchtbarkeitsaspekt der Figur. (AVS)
Ehem. Sammlung Erhart Kästner, Wolfenbüttel