Die Rückseite des Bronzespiegels ziert die in feinen Linien gravierte Darstellung eines Gelages: Ein bärtiger Mann und ein Jüngling liegen einander zugewandt auf einer Kline (Speisebett), während eine Dienerin zu ihren Füßen sitzt und die Doppelflöte spielt. Die unverzierte Vorderseite dagegen war ursprünglich so sorgfältig poliert, dass der Betrachter sich darin spiegeln konnte, der Griff besaß eine Ummantelung aus Holz oder Bein.
Der Handspiegel entstand in der vermutlich von Etruskern gegründeten kleinen Stadt Praeneste (heute Palestrina), die östlich von Rom an einer alten Handelsstraße liegt. Die einheimischen Werkstätten waren besonders für ihre qualitätvollen gravierten Bronzen berühmt und vor allem auf zwei Produkte spezialisiert: die Ciste, ein zylindrisches Gefäß zur Aufbewahrung von Schmuck und kosmetischen Artikeln, und den Handspiegel. Beide gehörten zu den wichtigsten Gegenständen gut ausgestatteter Frauengemächer und fanden als hoch geschätzte Luxusgeräte weite Verbreitung. Vornehmen Frauen wurden sie als Beigabe mit ins Grab gegeben.
Schenkung von Walter Schulz, Berlin, 1920.