Die Tafeln sind ein prächtiges Zeugnis der spanischen Schnitzkunst der Mitte des 16. Jahrhunderts, die vielerorts unter dem italianisierenden Einfluss des Bildhauers und Malers Alonso Berruguete (1486/1489–1561) stand. Dieser war 1520 gemeinsam mit einem Mitarbeiter Michelangelos, Jacopo Fiorentino, aus Italien nach Granada gekommen und hatte, unterstützt von Gregorio Pardo Vigarni, in der Kathedrale von Toledo als gewaltigen Ausweis seiner Kunst das 1543 vollendete Chorgestühl geschnitzt. Die Berliner Schnitzereien, die Vigarni zugeschrieben werden und in jedem Fall dem Toledaner Manierismus angehören, waren vermutlich einst Seitenfüllungen eines Sakramentsgehäuses (custodia). Der sakrale Entstehungszusammenhang ist aufgrund der gewählten Bildmotive offensichtlich: Während die eine Tafel Caritas, die Verkörperung der Liebe und kirchlichen Barmherzigkeit, und Fides, die Personifikation des Glaubens, zeigt, weist die andere in reichen Grotesken, verziert mit spielenden Putten, Abendmahlskelch und Hostie auf.
Entstehungsort stilistisch: Toledo