Das Foto zeigt eine Ansicht der Bahngleise in Golzern. Zwei Wagen mit zylindrischen Behältern mit Ablass stehen neben der Bahnlinie. An den Gleisen steht ein Zugteil, aus dessen Oberseite ein Schlauch nach unten führt. Hier wird etwas abgefüllt. Gefangene des Kriegsgefangenenlagers Golzern stehen in mehreren Reihen davor, um den Wagen zu ziehen. Wachen stehen daneben. Im Hintergrund ist ein offener Zugwagen zu sehen. Vorstellbar ist, dass hier gerade Desinfizierungsmittel in die Behälter gefüllt wird. In vielen deutschen Kriegsgefangenenlagern waren im Winter 1914/15 nicht nur Seuchen ausgebrochen, es drohten in mehreren großen Lagern auch schwere Epidemien. Ab Frühjahr 1915 setzte eine panikartige Seuchenbekämpfung ein. Eine „Anweisung für den Entseuchungsdienst in den Kriegsgefangenenlagern“ wurde schließlich im November 1915 an alle Inspektionen der Kriegsgefangenenlager versandt. Auf 30 Seiten beschrieb sie in allen Einzelheiten die Prozedur, welche jeder Gefangene nach seiner Ankunft von der Front über sich ergehen lassen musste: Alle Kleidungsstücke und Gegenstände waren bei 100 °C in speziellen Apparaten zu desinfizieren. Die Soldaten selbst sollten am ganzen Körper rasiert und anschließend entlaust werden.
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