In der NS-Presse wurde der Seekrug schon weit vor seiner Fertigstellung geradezu als ein Idyll aus einer anderen Zeit verklärt. So heißt es in der „Potsdamer Tageszeitung“ vom 2. Februar 1937: „Aus Bäumen des Waldes zu zweckvoller Schönheit gestaltet, steht dieses Holzhaus in der märkischen Landschaft, und gekreuzte Pferdeköpfe nach der Art, wie einst die Langobarden sie an ihren Häusern zu befestigten pflegten, werden als nordisches Symbol die Giebelenden des Seekruges schmücken.“ Etwas weniger poetisch lesen sich dagegen die Ausschreibungstexte, in denen zwar auch von Fachwerk, Reetdeckung und Schnitzereien die Rede ist, mehr noch aber – und das lässt sich auch im Schnitt erkennen – von Betonböden, Steineisendecken und Glaswolle-Isolierungen. Dazu kommt jede Menge Technik, von der Hebeanlage im Keller, über Rückluftkanäle und Warmluftverteiler unter den Sitzbänken bis hin zum Industrielüfter im Spitzboden. Und Siemens lieferte eine Radioanlage mit Lautsprechern in allen Gasträumen. [Thomas Sander]
Blattangaben: o.l.: Neue Gaststätte Luftschiffhafen / u.r.: Potsdam, den 5.3.1936 / Städt. Bauverwaltung / Fr(itsch) Stadtbaurat / Mohr Stadtarchitekt
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