Grob bearbeiteter, weißer Sandsteinbrocken aus dem römischen Steinbruch "Kriemhildenstuhl" bei Bad Dürkheim. Auf der Oberfläche des Steins, die urspr. in einer der senkrechten Wände des Steinbruchs zu sehen war (siehe die Lage der Schrotspuren im Fels), sind eine Kreislinie - etwa ein Drittel eines Kreises - mit einer zentralen Bohrung und sechs radialen Linien eingemeißelt. Vom Aufbauprinzip handelt es sich hier um eine fragmentierte Sonnenuhr, in deren Zentrum ein - vermutlich - eiserner Stab als Zeiger (griech.: Gnomon) saß bzw. sitzen sollte. Diese Uhr sollte vermutlich den Arbeitern im Steinbruch als Zeitmesser dienen.
Normalerweise ist die Fläche einer solchen Uhr mit Radiallinien in 12 Segmente unterteilt, da die Zeit zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang in 12 so genannte Temporalstunden unterteilt war. Hier sind dagegen nur 6 Linien zu erkennen. Auch weitere Kreisbögen, die u.a. die Sonnenwenden markieren, sind nicht ausgeführt. Dementsprechend erscheint diese Sonnenuhr unvollständig bzw. "unfertig".
Ihr Zustand könnte darauf schließen lassen, dass ihr Standort falsch berechnet und sie daher nicht vollendet wurde. Die Beschädigung enstand beim Abbau der Felswand in der die Uhr eingearbeitet war.
Der römische Steinbruch wurde über einen Zeitraum von ca. 30 Jahrenvon römischen Legionären der Legion XXII betrieben.
Datierung: 1. Hälfte 2. Jh. - 1. Hälfte 3. Jh.
Siehe F. Sprater, Limburg und Kriemhildenstuhl (Speyer 1948) 61 Abb. 52.
Der Dürkheimer Arzt A. Stoll beschäftigte sich in den 1930er Jahren ebenfalls mit dem "Kriemhildenstuhl" und der "Heidenmauer". Seine insgesamt hanebüchenen und unhaltbaren Thesen zum angeblichen Sonnenheiligtum im "Kriemhildenstuhl", zu dem "sonnenastronomischen" Grundriss der "Heidenmauer" oder zu den angeblichen Ortungslinien, die diese Orte mit anderen bedeutenden Plätzen verbunden hätten, sind ein markantes Beispiel für die pseudo-wissenschaftlichen Bestrebungen bzgl. des "Germanenerbes" in der NS-Zeit.
Nach Stoll handelt es sich bei der Sonnenuhr um "die älteste Sonnenuhr Deutschlands", die durchaus germanischen Ursprungs sein könnte und die Interpretation des "Kriemhildenstuhls" als Sonnenbeobachtungs- und Kalenderstätte untermauern würde. Trotz der Schrotspuren, die eine vertikale Position dieser Uhr belegen, bezeichnet sie Stoll als "Horizontal-Sonnenuhr".
Allein schon die Tatsache, dass es keine Nachweise "germanischer Sonnenuhren" gibt, belegt das "preudowissenschaftliche" Vorgehen Stolls.
Siehe A. Stoll, Der Brunholdisstuhl am Ringwall über Bad Dürkheim (Mannheim 1935) 26, Abb. 14.
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