Zu den ersten Münzen aus dem Schwarzmeerraum gehören die Drachmen der griechischen Handels- und Hafenstadt Sinope, deren Gründung dem Mythos nach an der Stelle erfolgte, an welcher der Gott Zeus die von ihm umworbene, aber vor ihm fliehende Nymphe Sinope einholte. Deren Wunsch nach ewiger Jungfräulichkeit, der sie bis an die Nordküste Anatoliens getrieben hatte, wurde ihr schließlich doch von ihrem Verfolger gewährt. Das Abbild der Sinope schmückte im 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. die Vorderseite der Silberprägungen der nach ihr benannten Stadt, während auf der Rückseite ein Adler im Flug zu sehen ist, der einen großen Thunfisch oder Delfin mit seinen Krallen hält. Auf dieser Drachme erscheint das sonst so weich und rundlich gestaltete Gesicht der Nymphe, wie man es von anderen Münzen Sinopes kennt, auffällig scharf und vor allem an Mund- und Augenpartie mit tiefen, breiten Stempelschnitten modelliert. Aus diesem Grund ist dieses Stück wahrscheinlich nicht in Sinope selbst geprägt worden, sondern eher als regionale Nachahmung zu deuten, worauf auch die kaum als griechische Buchstaben lesbaren Zeichen auf der Münzrückseite hindeuten.
(Sonja Kitzberger)
Vorderseite: Kopf der Nymphe Sinope nach links.
Rückseite: Adler fängt Delfin oder Thunfisch.
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