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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Uhren und Musikinstrumente [V 178]
Greiffenhagen, Georg Reinhold: Kaminuhr, letztes Viertel 18. Jahrhundert, V 178. (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg CC BY)
Herkunft/Rechte: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Ziebe, Oliver (Berlin, 2020) (CC BY)
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Georg Reinhold Greiffenhagen, Kaminuhr, letztes Viertel 18. Jahrhundert, Inv. Nr. V 178

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Beschreibung

Die kleine Uhr mit Säulen- und Vasendekoration gehört zur Originalausstattung des Schlosses Paretz, wo sie im Inventar von 1810 erstmals im Kleinen Saal, später im Gesellschaftssaal erwähnt wird. Zwischen 1945 und 1958 befand sie sich in der Sowjetunion und danach bis 2020 irrtümlich im Kunstgewerbemuseum Berlin, bevor sie wieder an die SPSG zurückgegeben wurde. Vermutlich während der kriegs- und nachkriegsbedingten Transporte gingen einige Teile des Gehäuses verloren: einer der vier Klauenfüße, die beiden Rosetten vorn an der Plinthe, ein Zierelement des Aufsatzes, das Glas in der vorderen Lünette sowie eine der beiden Säulen. Auf der rechteckigen, seitlich eingezogenen, auf vergoldeten Klauenfüßen stehenden weißen Marmorplinthe lagert das vergoldete Metall-Uhrengehäuse. Es ist seitlich von ursprünglich zwei Marmorsäulen eingefasst (Ersetzung der fehlenden geplant) und oben durch eine Marmorverdachung mit Vasenbekrönung in Urnenform mit Deckel und eckigen Henkeln abgeschlossen. Vergoldete Gelbguss-Applikationen in Form von Lorbeerblattgirlanden, gekreuzten Lorbeerzweigen, Blättern mit Kügelchen zieren den Aufsatz und die vordere Seite um das Zifferblatt herum. Die vordere Lünette mit Scharnier und kleinem Griff zum Öffnen ist mit Perlstabmuster dekoriert.
Der Berliner Uhrmacher Georg Reinhold Greiffenhagen (gestorben vor 1809) ist weitgehend unbekannt. Immerhin lag seine Wohnung, sicher mit Werkstatt/Laden, ab ca. 1769 in der Königstraße (heute Rathausstraße), einer der ältesten Geschäftsstraßen Alt-Berlins. Er war Meister, bildete also Lehrlinge aus und schien noch nach 1800 aktiv gewesen zu sein. Sein Sohn Karl Ludwig Reinhold war ebenfalls Uhrmacher. 2012 wurde bei Nagel Auktionen eine sechseckige horizontale Tischuhr (D: 11,5 cm) mit einem Zifferblatt in Champlevé-Technik angeboten, bezeichnet mit „Georg Reinhold Greiffenhagen, Hofuhrmacher Berlin“. Aufgrund der bekannten Erwähnung Greiffenhagens ab 1769 und auch der hier vorgestellten etwas späteren Kaminuhr muss die vom Auktionshaus angegebene Datierung „um 1700“ falsch sein. Gerade diese horizontalen Tischuhren wurden in den östlichen deutschen Gebieten noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts in der traditionellen Form der Zeit um 1700 hergestellt.
Da bislang nur diese beiden Stücke in Verbindung mit Greiffenhagen bekannt sind, verwundert die stilistische Bandbreite der Uhrgehäuse. Wahrscheinlich benutzte er, wie viele andere Uhrmacher auch, beispielsweise in Frankreich angekaufte Gehäuse, wie das für die Paretzer Kaminuhr, und fügte diesen sein Werk hinzu. Den Typus mit den seitlichen Marmor-Säulchen, einer ebensolchen, eingezogenen Verdachung mit Vasenbekrönung und vergoldeten Gelbguss-Applikationen gab es in Paris in einer großen Formen- und Materialvielfalt. (Silke Kiesant)

Beschriftung/Aufschrift

auf dem Zifferblatt: G. R. GREIFFENHAGEN BERLIN

Vergleichsobjekte

Nationalmuseum Schloss Versailles, Elfenbein-Uhr (Gehäuse angeblich von Ludwig XV. von Frankreich auf seiner Drehbank bearbeitet), Uhrwerk von Lépine

Material/Technik

Marmor; Gelbguss, vergoldet; Email, Rücklage unter dem Zifferblatt: Metall, beschichtet (Schieferoptik), Glas; Werk: Stahl, Messing

Maße

Gehäuse: Höhe 38,5 cm, Breite 23,5 cm, Tiefe 14 cm

Ausführliche Beschreibung

Die runde Öffnung auf der Gehäuserückseite besitzt eine einfachere Lünette mit Riefelung und gewölbtem Glas. Sie gibt den Blick auf das runde Vollplatinenwerk (D: 10,7 cm, schlichte zylindrische Werkpfeiler) aus Messing frei. Es weist Federantrieb, Pendel mit Fadenaufhängung, Clement-Hemmung (Hakenhemmung), Stundenschlag mit Rechenschlagwerk und Hammer auf die rückseitige Glocke auf.
Das Email-Zifferblatt (D: 12,1 cm) zeigt größere schwarze römische Stunden- und kleinere arabische Fünfminutenziffern, eine Minuterie mit Strichen, die Fünfminuten hervorgehoben, zwei Aufzugslöcher bei IV und VIII, Feinregulierung auf 12 Uhr. Die durchbrochen gearbeiteten, vergoldeten Messingzeiger wirken etwas voluminös an der kleinen Uhr, sind aber typisch für die Zeit um 1770 bis 1800. (Franka Görike)

Literatur

  • Abeler, Jürgen (2010): Meister der Uhrmacherkunst. Wuppertal, S. 191
  • Anonymus (1789): Schreiben des Potsdamer Uhrengewerks an König Friedrich Wilhelm II., 28. Juni 1789: Erwähnung von Greiffenhagen in Berlin als Ausbilder des Uhrmachergesellen Janson jun. In: BLHA Rep. 19 Steuerrat Potsdam Nr. 2925: Gesuche der Klein- und Großuhrmacher in Potsdam um ein eigenes Privileg und Gesuche um Erwerbung des Meisterrechts, 1767-1808, fol. 23r
  • Anonymus (1984): Ferdinand Berthoud, 1727-1807, horloger mécanicien du Roi et de la marine / [éd. par le Musée international d'horlogerie sous la direction de Catherine Cardinal]. La Chaux-de-Fonds, S. 259
  • Anonymus (2012): Los Nr. 255. In: Auktionskatalog Nagel, Stuttgart, Auktion 678, 15. Februar 2012
  • Anonymus (o.J.): Erwähnung der Witwe von Georg Reinhold Greiffenhagen mit Wohnung und seines Sohnes Karl Ludwig Reinhold Greiffenhagen. In: Landesarchiv Berlin, Bürgerprotokollbücher, A Rep. 002
  • Augarde, Jean-Dominique (1996): Les ouvriers du temps. La pendule à Paris de Louis XIV à Napoléon 1er. Ornamental clocks and clockmakers in eighteenth century Paris. Genf, S. 251
  • König, Gerhard (1988): Uhren und Uhrmacherei in Berlin. Geschichte der Berliner Uhren und Uhrmacher 1450–1900. Berlin, S. 70
  • König, Gerhard (1991): Die Uhr. Geschichte – Technik – Stil. Leipzig, S. 166
  • Niehüser, Elke (1997): Die französische Bronzeuhr. Eine Typologie der figürlichen Darstellungen. Von Göttern, Helden, edlen Wilden ... /. Mit einer Übersicht von 1365 nachweisbaren Bronzependulen, zusammengetragen von Clemens von Halem. München, S. 249, Nr. 1035-1037
  • Verlet, Pierre (1987): Les Bronzes dorés Français du XVIIIe Siècle, Grands Manuels Picard. o.O., S. 253
Karte
Hergestellt Hergestellt
1775
Georg Reinhold Greiffenhagen
Berlin
Besessen Besessen
1945
UdSSR
Besessen Besessen
1958
Kunstgewerbemuseum Berlin
Berlin
1774 2022
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Objekt aus: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Die Hohenzollern ließen ab dem 17. Jahrhundert neben ihrer Hauptresidenz in Berlin verschiedene Schloss- und Gartenanlagen in der Havellandschaft bei...

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