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Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg Uhren und Musikinstrumente [V 109]
Fromery, Pierre: Weckuhr mit Feuerzeugmechanismus, um 1700, V 109. (Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg CC BY)
Herkunft/Rechte: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg / Ziebe, Oliver (Berlin, 2020) (CC BY)
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Pierre Fromery, Weckuhr mit Feuerzeugmechanismus, um 1700, Inv. Nr. V 109

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Beschreibung

Die kleine, verhältnismäßig schwere Tischuhr folgt dem Typus der Renaissance-Türmchenuhr, der besonders in Augsburg, Nürnberg und Straßburg ab dem 16. Jahrhundert hergestellt wurde. Das polierte Eisengehäuse steht auf Akanthusfüßen und ist reich verziert mit Muschelornamenten und Akanthusblattwerk in feuervergoldetem Gelbguss. Gravierte Fratzen dekorieren die Schallöffnungen an allen vier Seiten unter dem vasenbekrönten Aufsatz.
Die Verbindung aus Tischuhr und Wecker mit Feuerzeug war erst durch die Erfindung der Steinschlosspistolen etwa seit Beginn des 17. Jahrhunderts möglich. Einer der berühmtesten Schöpfer solcher mechanischen wie kunsthandwerklichen Meisterwerke war der Hugenotte Pierre Froméry (1659-1738), gelernter Büchsenmacher, Uhrmacher und Eisenschneider, seit 1687 Berliner Hofwaffenschmied. Neben dieser Weckuhr mit Feuerzeugmechanismus, die er für den Markgrafen Carl August von Brandenburg-Bayreuth, Domkapitular in Magdeburg (1663-1731), fertigte, gilt Froméry auch als Erfinder einer Federschneidemaschine, die er König Friedrich I. vorführte. Besonders beliebt waren seine reich verzierten Steinschloss-Pistolen und Stahlkassetten mit komplizierten Schließmechanismen, die vom brandenburgisch-preußischen Hof gern verschenkt wurden. Einen Reisewecker in Form einer solchen Schatulle bewahrt das Kunstgewerbemuseum Berlin, dessen Funktionsweise vergleichbar mit der Weckuhr ist, im Unterschied dazu jedoch, springt hier durch einen Mechanismus der Kastendeckel auf, und die darin befindliche Kerze stellt sich senkrecht. Eine mit dem großen Preußischen Staatswappen und den Initialen FR verzierte Stahlkassette aus dem Berliner Schloss zählt zu den Verlusten des Zweiten Weltkriegs.
Die Weckuhr wurde 1977 von der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin (West) aus dem Kunsthandel angekauft und stand bis 2008 im Schloss Charlottenburg. Seitdem wird sie im Schloss Oranienburg ausgestellt. (Silke Kiesant)

Beschriftung/Aufschrift

unter dem Steinschloss: "FROMERY A BERLIN"

Vergleichsobjekte

Erkenbert-Museum Frankenthal (Pfalz), Inv. Nr. G 776, Steinschloss-Feuerzeug, 1. Hälfte 18. Jh.
Staatliche Museen zu Berlin PK, Kunstgewerbemuseum, Inv. Nr. 1899,298, Pierre Fromery, Reisewecker, um 1700

Material/Technik

Gehäuse: Grundplatte mit zwei Ösen: Eisen, Eisengehäuse, doubliert mit Silberplatten; Messing, teilweise vergoldet und versilbert, graviert; Werk: Messing; Stahl, gebläut; Glocke: Aluminium

Maße

Höhe 26 cm, Breite 14 cm, Tiefe 12 cm

Ausführliche Beschreibung

Das hochrechteckige Vollplatinenwerk aus Messing (H: 11 cm; B: 7 cm; Werkpfeiler-H: 2,64 cm; Platinenstärke: 0,2 cm) mit vasenförmigen Balusterpfeilern und Ringen an den Platinen funktioniert über Federantrieb mit Schnecke und Kette für das Gehwerk und einem feststehenden Federhaus für das Weckwerk. Ferner: Spindelhemmung mit Unruh, Spirale und Regulierung unter dem gravierten, durchbrochen gearbeiteten und vergoldeten Kloben, Unruhreif aus Stahl. Die Gangdauer beträgt einen Tag. Das Weckwerk besitzt eine Spindelhemmung mit Schlag von innen auf die oberhalb des Werks angebrachte (nicht mehr originale) Glocke. Die nach hinten verlängerte Welle des Weckwerks trägt eine Scheibe mit Exzenter, der beim Ablauf des Weckers über einen langen Hebel das Steinschloss auslöst; auf der rechten Seite ein Hebelmechanismus zum Abstellen des Anzünders.
Das versilberte Zifferblatt (D: 4,8 cm) ist in Champlevé-Technik, mit römischen Stundenziffern (ungewöhnlich für die Herstellungszeit: IV statt IIII) und rautenförmigen Halbstundenmarkierungen auf einem breiten Ring, am inneren Rand Viertelstundeneinteilung, ausgeführt. Mittig im Zentrum sitzt die Weckscheibe mit arabischen Stundenziffern und Viertelstundeneinteilung, sowie einem kleinen gebläuten, lilienförmigen Stahlzeiger als Handhabe zum Drehen der Weckscheibe. Der gebläute lilienförmige Stundenzeiger im Zentrum zeigt sowohl die aktuelle Uhrzeit mit den römischen Ziffern am Außenring als auch die eingestellte Weckzeit auf der mitlaufenden Weckscheibe an. Das Zifferblatt ist auf einer mit Ranken und Bandelwerk gravierten, vergoldeten Trägerplatte mit drei Aufzugslöchern befestigt: Mitte unten für den Aufzug des Gehwerks, oben rechts für das Weckwerk (Reveil), und oben links für die Regulierung (Retard – Avance).
Auf der linken Gehäuseseite befindet sich ein flacher, außen mit Ranken und Bandelwerk gravierter, vergoldeter Kasten, der den Spannmechanismus des Steinschlosses enthält. Darauf liegen Feuerstein und Pfanne für das Pulver (Zündkraut), daneben, verschiebbar in einer Tülle, eine Kerze auf einer Stange. Der kuriose Weckmechanismus funktioniert folgendermaßen: Über die Exzenterscheibe löst das Weckwerk den verlängerten Abzug des Steinschlosses aus. Beim Aufziehen und Stellen des Weckers muss auch, wie bei einer Steinschlosspistole, der Hahn mit eingespanntem Feuerstein gespannt und ein wenig Pulver in die Pfanne gesteckt werden. Beim Auslösen des Weckers drückt die Exzenterscheibe auf den verlängerten Hebel des empfindlichen Abzugs, der Hahn wird entspannt, und der Feuerstein schnellt gegen eine Metallplatte. Funken entstehen, die das Pulver und somit die Kerze entzünden. Das Weckwerk kann auch ohne Zündmechanismus verwendet werden. Die Uhr konnte durch zwei Ösen am Boden befestigt werden, um sie bei ihrem Weckvorgang zu arretieren. (Ian D. Fowler, Franka Görike)

Literatur

  • Baer, Winfried (2005): Pierre Fromery. In: Saur Allgemeines Künstlerlexikon AKL. [Begr. und mithrsg. von Günter Meißner], Bd. 45, München, S. 434
  • König, Gerhard (1988): Uhren und Uhrmacherei in Berlin. Geschichte der Berliner Uhren und Uhrmacher 1450–1900. Berlin, S. 26f.
  • Mohr, Bernd (2020): Lichtzeit und Feuer-Zeugs. Ein Bericht über ein antiquarisches Steinschloss-Feuerzeug. In: Restaurator im Handwerk, 2/2020, S. 53f.
Karte
Hergestellt Hergestellt
1700
Froméry, Pierre
Berlin
Gekauft Gekauft
1977
Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin
Berlin
1699 1979
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Objekt aus: Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg

Die Hohenzollern ließen ab dem 17. Jahrhundert neben ihrer Hauptresidenz in Berlin verschiedene Schloss- und Gartenanlagen in der Havellandschaft bei...

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