Die kleine, verhältnismäßig schwere Tischuhr folgt dem Typus der Renaissance-Türmchenuhr, der besonders in Augsburg, Nürnberg und Straßburg ab dem 16. Jahrhundert hergestellt wurde. Das polierte Eisengehäuse steht auf Akanthusfüßen und ist reich verziert mit Muschelornamenten und Akanthusblattwerk in feuervergoldetem Gelbguss. Gravierte Fratzen dekorieren die Schallöffnungen an allen vier Seiten unter dem vasenbekrönten Aufsatz.
Die Verbindung aus Tischuhr und Wecker mit Feuerzeug war erst durch die Erfindung der Steinschlosspistolen etwa seit Beginn des 17. Jahrhunderts möglich. Einer der berühmtesten Schöpfer solcher mechanischen wie kunsthandwerklichen Meisterwerke war der Hugenotte Pierre Froméry (1659-1738), gelernter Büchsenmacher, Uhrmacher und Eisenschneider, seit 1687 Berliner Hofwaffenschmied. Neben dieser Weckuhr mit Feuerzeugmechanismus, die er für den Markgrafen Carl August von Brandenburg-Bayreuth, Domkapitular in Magdeburg (1663-1731), fertigte, gilt Froméry auch als Erfinder einer Federschneidemaschine, die er König Friedrich I. vorführte. Besonders beliebt waren seine reich verzierten Steinschloss-Pistolen und Stahlkassetten mit komplizierten Schließmechanismen, die vom brandenburgisch-preußischen Hof gern verschenkt wurden. Einen Reisewecker in Form einer solchen Schatulle bewahrt das Kunstgewerbemuseum Berlin, dessen Funktionsweise vergleichbar mit der Weckuhr ist, im Unterschied dazu jedoch, springt hier durch einen Mechanismus der Kastendeckel auf, und die darin befindliche Kerze stellt sich senkrecht. Eine mit dem großen Preußischen Staatswappen und den Initialen FR verzierte Stahlkassette aus dem Berliner Schloss zählt zu den Verlusten des Zweiten Weltkriegs.
Die Weckuhr wurde 1977 von der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Berlin (West) aus dem Kunsthandel angekauft und stand bis 2008 im Schloss Charlottenburg. Seitdem wird sie im Schloss Oranienburg ausgestellt. (Silke Kiesant)