Die Uhr gehört zur Originalausstattung des als Speisezimmer genutzten, heute sogenannten Tressenzimmers im Unteren Fürstenquartier des Neuen Palais in Potsdam. Dabei handelt es sich um eines der kostbar dekorierten Appartements, die König Friedrich II. von Preußen für fürstliche Gäste in dem 1763 bis 1769 erbauten Schloss einrichten ließ.
Auf querrechteckigem Grundriss setzt der dreiteilige Aufbau aus Sockel, Pendelkasten und Kopf auf. Der Sockel wird durch diagonal gestellte Ecken betont. In die Vorderseite des Pendelkastens ist eine hochrechteckige Tür mit einer runden, verglasten Öffnung in der Mitte eingelassen, an den Seiten liegen auf gleicher Höhe ebenso runde und durch vergoldete Gelbgussleisten gerahmte Felder. Die gesamte Uhr ist mit reicher, feuervergoldeter Gelbgussdekoration verziert: durch Leisten und Rocaillen gerahmte Felder, im mittleren Teil und seitlich am Kopf Gitterwerk, Früchte, Blumenranken und Einzelblüten, Akanthusblätter und Muschelwerk. Auf den verkröpften Ecken des Sockels befindet sich jeweils eine kürbisartige Frucht auf Akanthusblättern, etwas kleinere Früchte dieser Art verstecken sich in einer aus Akanthus gebildeten Rocaille unter den Voluten an den beiden oberen Ecken des Pendelkastens. Die oben mit einem Segmentbogen abgeschlossene und verglaste Tür an der Frontseite des Uhrenkopfes besitzt einen glatten, vergoldeten Gelbgussrahmen. In der Zone darüber ziert ein Muschelmotiv mit seitlichen Rocaillen und dazwischen liegendem Gitterwerk und abschließender Blüte die Fläche unter dem aufgebrochenen Giebel. Hinter dem Giebel und an den Seiten befindet sich ein flacher, balustradenartiger Aufsatz, der von einer Tazza („Körbchen“) mit reichem Blumenschmuck bekrönt wird. Rechts und links auf dem gesprengten Giebel lagern zwei der Mitte zugewandte Putten. Der rechte, mit aufgestütztem rechtem Knie, hält eine Blumengirlande. Der linke streckt eine Hand danach aus und weist mit dem Zeigefinger der anderen Hand auf das Zifferblatt. Das Loch auf der Oberseite seines Kopfes deutet auf die Stelle einer heute verlorenen Applikation.
Johann Melchior Kambly fertigte 1763/64 die schildpattfurnierte Uhr für das damals im Bau befindliche Neue Palais. Eine zur selben Zeit entstandene, fast identische, nur in einigen dekorativen Elementen abweichende Uhr, einst ebenfalls mit Harfenwerk, wurde im Chinesischen Haus im Park Sanssouci aufgestellt (vgl. SPSG, Inv. Nr. V 19). Die Gehäuseform folgt dem Vorbild englischer Bodenstanduhren aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, während die hochqualitativen, feuervergoldeten und feinziselierten figürlichen Zierelemente aus Kamblys Bronzewarenfabrik in Potsdam typisch für seine Möbel- und Uhrenentwürfe im Auftrag Friedrichs II. sind (vgl. SPSG, Inv. Nr. V 1, V 2, V 19, V 20). (Silke Kiesant)