Die mit Kirschholz furnierte Uhr zählt zu den Berliner Luxusgütern des 18. Jahrhunderts. Das hochrechteckige Gehäuse enthält ein feines, jedoch robustes Uhrwerk. Das runde weiße Emailzifferblatt der Uhr mit den ziselierten und vergoldeten Zeigern im Stil Louis XV. steht im eleganten Kontrast zum rötlich glänzenden Holzgehäuse, das mit einer verglasten vorderen Tür und Glasscheiben an den Seiten um 1750 einzuordnen ist. Die rechteckige Grundplatte des Zifferblattes, die oben mittig mit einem Halbkreis erhöht ist, wurde mit feuervergoldeten und gravierten Ecken ergänzt. Der Halbkreis, der ebenfalls in Email gearbeitet wurde, enthält die Signatur GRAUPNER BERLIN und die Bezeichnung für Schlagen (S) und Nichtschlagen (N). Die Tür hinten, die das Aufziehen der drei Zugfedern erlaubt, ist massiv gearbeitet und kann durch einen Drücker geöffnet werden. Die untere umlaufende Zarge bildet gleichzeitig an den Ecken die Füße. Der obere Abschluss, an dem der Tragebügel aus vergoldetem Messing befestigt ist, bildet einen sich nach oben verjüngenden geschwungenen Baldachin. An den Ecken stehen stilisierte Eicheln, die ebenfalls in Messing gegossen und feuervergoldet sind. Der Mittelkorpus wird sowohl oben als auch unten von vergoldeten schmalen Messingleisten betont.
Die Berliner Adressbücher erwähnen vor 1746 keine Uhrmacher. 1746 und 1747 taucht dort ein Carl Friedrich Grapner auf, Hofuhrmacher bei der Königlichen Mutter Majestät (Königin Sophie Dorothea in Preußen), wohnhaft in der Spreegasse im Albrechtschen Haus. Unter derselben Adresse wird von 1748 bis 1753 ein Carl Heinrich Grauner, ebenfalls Hofuhrmacher bei der Königlichen Mutter Majestät, genannt. Vielleicht handelt es sich um Brüder, wahrscheinlicher aber um Vater und Sohn. 1750 und 1752 erhält der „Uhrmacher Graupner“ Lohn von König Friedrich II. für die Reparatur seiner Flöten. Ab 1754 wird Carl Heinrich Graupner als Hofuhrmacher verzeichnet, später als Graubner, immer wohnhaft in der Spreegasse im Albrechtschen, später bis 1783 im eigenen Hause. Ab 1785 werden in den Adressbüchern lediglich Uhrgehäusemacher und Großuhrmacher genannt. Bemerkenswert ist die unterschiedliche Schreibweise der Namen zu dieser Zeit. Da die hier vorgestellte Uhr keinen Vornamen aufweist, ist zu vermuten, dass Vater und Sohn gemeinsam als Hofuhrmacher arbeiteten, später jedoch nur Carl Heinrich vermerkt wird. Die Signatur „Graupner“ lässt darauf schließen, dass die Uhr um 1750 entstanden sein muss.
Das Märkische Provinzialmuseum (heute: Stiftung Stadtmuseum Berlin) kaufte die Uhr laut altem Inventarbuch 1908 beim Kunsthändler Ksinski. (Marina de Fümel, Silke Kiesant)