In der Tapisserie "Affenjagd" werden die Affen von den Jägern überlistet, allerdings unter der Verwendung von Stiefeln. Die Tapisserie zeigt eine Landschaft mit Bäumen und exotischen Pflanzen, die sich über das gesamte Hochformat erstreckt, worin eine Gruppe von Menschen und Affen nahezu gleichmäßig verteilt dargestellt ist. Die gesamte Szene ist von einer schmalen Bordüre mit floralen Motiven und Früchten, die in die Zwischenräume eines gewundenen Bands ergänzt sind, eingefasst. Im Bildvordergrund sitzen drei Affen die sich Hemd, Hose und Schuhe anziehen, so wie es die Menschen in der Szene dahinter ihnen vormachen. Der Affe in der Mitte, der sich komplett angekleidet hat, schaut erschreckt auf, da er hinter sich einen Jäger mit Pfeil und Bogen bewaffnet, erblickt. Die beiden im Vordergrund sitzenden Affen scheinen den Jäger noch nicht bemerkt zu haben und sind ganz ihn ihrer Tätigkeit vertieft.
Hinter dem Jäger sind am linken Bildrand zwei weitere Figuren zu sehen, einer ist ebenfalls mit Pfeil und Bogen ausgerüstet und in Pirschposition, der andere, mit einer Lanze ausgestattet deutet mit der Hand auf das Geschehen hinter sich. Der Mann am äußersten Bildrand blickt zu den Bäumen hoch, wahrscheinlich um zu prüfen, ob die darin sitzenden Affen die Aktion beobachten. In der darüber liegenden Szene, haben drei Männer ebenfalls die Affen in den Bäumen entdeckt und versuchen wild gestikulierend die Affen herunterzulocken. In der Bildmitte wird einem berittenen Mann ein wehrloser Affe gereicht, der in dem dafür am Sattel befestigten Korb gelegt wird. Zwei weitere Männer stehen der Szene bei, einer von ihnen hält die Zügel eines Tragesels.
Die Jäger sind - ähnlich wie die Affenjäger in Johanes Stradanus Blättern - in orientalischer Mode gekleidet. In der sich nach hinten erstreckenden Waldlandschaft sind weitere Figuren zu sehen, wie sie davonlaufende Affen einfachen und in einen Korb legen. Im oberen Bildviertel ist links eine Wasserburg mit Wasserad und Brücke zu sehen. Ein Weg führt zur anderen Burganlage auf der rechten Bildseite. Weiter oben auf der Hügellandschaft sind ferner ein Haus und zwei Burganlagen zu erkennen. Ab der Bildmitte flankieren links und rechts emporragende Bäume die sonnendurchflutete Landschaft, wobei links oben ein Papagei mit langen Schwanzfedern zu sehen ist. Grün- und Gelbtöne dominieren die bewaldete Hügellandschaft und akzentuieren das Licht- und Schattenspiel.
Den Trick, mit dem die Affen von den Jägern eingefangen werden, scheint der kluge Papagei, der hoch oben n den Bäumen das Geschehen auf den Waldwiesen überblickt, zu durchschauen. Der Papagei, der bekanntlich die List der Schlange mit anderer List zunichte macht, indem er sein Nest so baut, dass es für die Schlang unerreichbar ist, repräsentiert damit das Gegenteil des Affen, der aufgrund seiner Torheit bestraft wird. Werden der Schlange zum Teil widersprüchliche Eigenschaften zugeschrieben, erscheint die im Bildvordergrund dargestellte Schlange, die beinahe unbemerkt vor den Affen entlang kriecht, als Symbol der List. Die Tiersymbolik in der Tapisserie knüpft damit bei der traditionellen Sündenfalldarstellungen an, worin der Affe das Sündhafte repräsentiert, da er unfähig ist, auf den Genuss des Apfels zu verzichten. Gleichzeitig dient der Papagei als Hoffnungssymbol, weil er "Ave" sagen kann (die Umkehrung von Eva) und somit die Erlösung anstelle des Sündenfalls darstellt. Die vielen Bedeutungsebenen dieser Tapisseriedarstellungen sind kennzeichnend für die allegorischen Szenen, die zum Teil didaktische Inhalte vermitteln und gleichzeitig dem Vergnügen des Betrachters dienten. Das Jagdmotiv an sich rückt somit in den Hintergrund und dient lediglich der bildlichen Inszenierung der List, die einerseits belehrt und andererseits amüsiert.
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