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Kunstgewerbemuseum [W-1957,6]
Jacob Alt, Bodenstanduhr, um 1830, Inv. Nr. W-1957,6 (Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin CC BY)
Herkunft/Rechte: Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin / Oliver Ziebe, Berlin (2020) (CC BY)
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Jacob Alt, Bodenstanduhr, um 1830, Inv. Nr. W-1957,6

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Beschreibung

Das mit einem Geh- und Schlagwerk versehene Uhrengehäuse besitzt typische Merkmale der Berliner Möbelkunst vom Anfang des 19. Jahrhunderts und zeigt den Einfluss von Entwürfen Karl Friedrich Schinkels und seiner Nachfolger: Der Aufbau aus Sockel, Mittelteil und Uhrenkopf ist streng architektonisch gegliedert. Die glatten Oberflächen wirken vor allem durch die Maserung des edlen Mahagonifurniers und sind nur sparsam durch einzelne Zierelemente dekoriert. Der mittlere Kasten sowie der Kopf werden jeweils durch flache Dreiecksgiebel abgeschlossen. Das Mittelteil besitzt vorn eine Tür, um an die Gewichte im Inneren zu gelangen, und wird seitlich von zwei sich nach oben verjüngenden Säulen mit ionischen Kapitellen und Blattansätzen gerahmt. Die Säulenbasen stehen auf runden Podesten, die wiederum den vorderen, sonst schlicht gehaltenen Sockelbereich rahmen. Die Kapitelle und Zierleisten sind in Mahagoniholz fein geschnitzt und setzen an der Fassade einen eleganten Akzent. Die Querleiste über der Vordertür mit dem Wellenband und dem schlüssellochähnlichen Motiv in der Mitte wirkt eher störend in dem sonst harmonischen Furnierbild, weist aber den gleichen rötlichen Lacküberzug wie die übrigen geschnitzten Zierelemente am Gehäuse auf. Auch der Uhrenkopf ist vorn durch Säulen eingefasst und die Front als Tür ausgebildet. Die seitlichen Schallöffnungen sind mit einer textilen Bespannung versehen, darauf liegt ein Rautengitter aus dünnen Mahagoni-Rundleisten. Die Schlüssel für die vorderen Türen wurden neu angefertigt. (Silke Kiesant)

Beschriftung/Aufschrift

Zifferblatt vorn: „Jac. Alt A Berlin“, Rückseite: „L. B. & C.“

Material/Technik

Korpus: Nadelholz mit Mahagonifurnier; Füße und Bodenleisten: Eichenholz; Geschnitzte Kapitelle und Zierleiste: Mahagoniholz; Textil; Uhrwerk: Messing, Stahl, Email

Maße

Höhe 200 cm, Breite 56,2 cm, Tiefe 35,2 cm

Ausführliche Beschreibung

Das rechteckige Vollplatinenwerk aus Messing ist auf einen hölzernen Werkstuhl (H: 1,45 cm, B: 34,5 cm) im Inneren des Uhrenkopfes montiert. Die 0,28 cm starken Messingplatinen weisen die Maße H: 15,6 cm und B: 12,3 cm auf. Die zylindrischen Werkpfeiler (H: 5,64 cm) verjüngen sich zu den Platinen hin, an die sie mit konischen Ansätzen stoßen, in der Mitte treffen sie mit ihren Ansätzen spiegelverkehrt zusammen und bilden somit eine wulstartige Verdickung. Die Mechanik besitzt ein Rechenschlagwerk mit Stundenschlagwerk, die Glocke befindet sich oberhalb der Platinen, ferner eine rückführende Ankerhemmung, Gewichtaufzug mit loser Rolle und Darmsaite, zwei Gewichte (für das Schlagwerk 6 kg, für das Gehwerk 5,5 kg). Die Pendelführung erfolgt über Pendelfeder (Pendellänge: 109,5 cm). Zwei Aufzugslöcher befinden sich im Zifferblatt auf 3.30 und 9.30 Uhr.
Das schüsselförmige, von Louis Buzat gefertigte Emailzifferblatt zeigt von innen nach außen: Datumsanzeige in arabischen Ziffern (1-31), die Zwischenräume mit Punkten (rautenförmig angeordnet) markiert; große arabische Stundenziffern; Minuterie mit Punkten, die Viertelstunden in kleineren arabischen Ziffern angegeben; auf 12 Uhr Hebel für Schlagwerkabstellung, Zifferblatt auf Blindplatine mit seitlichen Häkchen auf 12, 3, 6 und 9 Uhr befestigt. Die vergoldeten Messingzeiger aus ineinander greifenden Rauten als Schaft haben lilienförmige, ausladend-geschwungene Spitzen; der Minutenzeiger ist nicht so fein gearbeitet wie der Stundenzeiger und wohl eine spätere Nachbildung. Der balusterförmige, schlichte Datumszeiger mit Pfeilspitze besteht aus Stahl.
Das Uhrwerk stellte laut Signatur auf dem Zifferblatt der Berliner Großuhrmacher Jacob Alt her. Er wirkte in der Werderstraße etwa in der Zeit von 1808 bis 1825. Weitere Uhren von ihm sind bislang nicht bekannt. Abeler (2010) erwähnt ein von Alt um 1800 gefertigtes Taschen-Pedometer, also ein ab etwa 1780 bekannter Schrittzähler, der am Gürtel oder Hosenbund befestigt wurde.
Das aufwändig gearbeitete, wahrscheinlich von einem renommierten Berliner Möbeltischler entworfene Uhrengehäuse mit seinem edlen Mahagonifurnier ist sicher für einen wohlhabenden Käufer aus dem Adel oder Großbürgertum entstanden. Der Kaiser-Friedrich-Museumsverein erwarb die Bodenstanduhr 1957 für das Berliner Kunstgewerbemuseum. Auf eine frühere Besitzerin könnte ein Papieraufkleber auf der Rückseite des Gehäuses weisen, auf dem noch der gestempelte Name „Frau v. Oertzen“ und die Zahl 87 zu entziffern sind. Um welche Vertreterin dieses mecklenburgischen Adelsgeschlechtes es sich handelt, konnte bisher nicht ermittelt werden. (Franka Görike, Silke Kiesant)

Literatur

  • Abeler, Jürgen (2010): Meister der Uhrmacherkunst. Wuppertal, S. 33
  • König, Gerhard (1988): Uhren und Uhrmacherei in Berlin 1450-1900. Berlin, S. 67
Karte
Hergestellt Hergestellt
1830
Alt, Jacob
Berlin
Hergestellt Hergestellt
1830
Louis Buzat
Berlin
Gekauft Gekauft
1957
Kaiser Friedrich Museumsverein
Berlin
1829 1959
Kunstgewerbemuseum

Objekt aus: Kunstgewerbemuseum

Das 1867 gegründete Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin ist das älteste und größte seiner Art in Deutschland. Es beherbergt...

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