Als César Klein 1919 die beiden Fensterflügel entwarf, war er bereits ein bekannter Künstler. Er vertrat in der dekorativen Kunst den damals als großstädtisch empfundenen expressionistisch kubistischen Stil, eine deutsche Variante des Art Déco. Unter dem Einfluss expressionistischer und kubistischer Stilmittel entstand eine scharfkantige, kristalline Ornamentik mit kontrastierender Farbigkeit. Leuchtende, starke Farben und dynamische Formen wurden als Ausdruck der neuen, modernen Zeit gewertet. Entsprechend zeigten arrivierte Wohnungseinrichtungen, Lichtspielhäuser, Bühnen- und Filmausstattungen diesen Stil.
Die beiden Glasfenster entwarf Klein für die Villa des Kunsthändlers Wolfgang Gurlitt, die an der Potsdamerstrasse in Berlin Tiergarten lag und zu den bedeutenden Beispielen der expressiven Raumkunst nach 1918 zählte. Die Fenster gehörten zur Ausstattung des Teesalons. In einer exotischen Atmosphäre lagern zwischen Palmen, Blüten und Blattwerk Frauenfiguren, umgeben von einem Pfauenpaar, einem Reh und Architekturversatzstücken. Klein verstand es die traditionelle Bleiverglasung mit dem flächigen, expressiven Stil in eine farbsprühenden Raumdekoration zu verwandeln. Der Teesalon war als Spiegelkabinett konzipiert, so dass sich das Farbspiel der Gläser im ganzen Raum wiederholte. Verstärkt wurde die Wirkung abends noch durch künstliches Licht. STh
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