Ewald Christian von Kleist (1715-1759) schlug nach seinem Studium der Jurisprudenz in Königsberg die preußische Offizierslaufbahn ein. Er nahm an den Kriegen Friedrichs II. teil und starb an den Folgen, die er sich bei der Schlacht von Kunersdorf zugezogen hatte. Bereits 1743 hatte er in Potsdam mit Gleim Freundschaft geschlossen. Später lernte er in Berlin Ramler, Nicolai und Sulzer kennen. 1757 befreundete er sich in Leipzig mit Lessing. Bekanntgeworden ist K. durch sein Gedicht "Der Fruehling" (1749, mehrere überarbeitete Ausgaben folgten). K.s Tod konnte Gleim zeit seines Lebens nicht verwinden. Eine erste größere Ausgabe der Werke von K. besorgte Ramler, eine weitere gab Gleims Großneffe Wilhelm Körte unter Benutzung der bei Gleim überlieferten Handschriften K.s heraus.
Nach der tiefsten Überzeugung der Zeitgenossen der Aufklärung drückte sich im Gesicht die Seele aus und konnte dementsprechend das Porträt als Vehikel von Tugenden wirken. Gleim an Kleist am 20. Dez. 1750: "Dagegen aber, mein Allerliebster, muß ich ihr Porträt schlechterdings haben, und sie müssen Hempel’s Pinsel Ihre Gesichtszüge nicht verweigern, wenn er kommen wird, Sie zu malen. Er hat mir versprochen, ohne Sie oder Ihr Porträt nicht zu mir zu kommen. Da ich Sie selbst nicht bei mir haben kann, sollte ich nicht wenigstens Ihr Porträt haben? Oefterer als ein Mädchen das Bild ihres Liebsten werde ich es sehen und die Lippen küssen und es fragen: "Willst Du, Bild, nicht mit mir reden?" Shaftsbury sagt, wenn er seinen Geist erheben wollte, so dächte er an einen über ihn erhabenen Mann; wenn ich den meinigen erheben oder mein Herz zur Tugend anfeuren will, so will ich Sie ansehen, mein liebster Kleist, Sie sollen mein Schutzgeist sein, für Ihr Bild will ich mich fürchten, die Tugend auch nur in Gedanken zu beleidigen. Und Sie sollen sehen: wenn ich Sie auch nur in Copie bei mir habe, so werde ich wieder singen. Denn Sie sind doch mein einziger Apoll. Und wird Hempel die große Miene treffen, mit welcher sie das ‚Lob der Gottheit‘ oder den ‚Frühling‘ singen, so wird sie fähig, die Seelen zu stärken, mich begeistern, daß ich kühn werde und es wage und erhabene Lieder singe, wie Sie."
verso: Christian Ewald von Kleist / gemahlt für seinen Gleim / von Hempel zu Berlin
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