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Städtische Museen Zittau Zittauer Epitaphienschatz [23423]
Porträtepitaph Johann Dorothea Böttger (Städtische Museen Zittau RR-R)
Herkunft/Rechte: Städtische Museen Zittau / Jürgen Matschie (RR-R)
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Porträtepitaph Johann Dorothea Böttger

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Beschreibung

Darstellung/Ikonographie: Das Mittelbild des prachtvollen Epitaphs zeigt die Verstorbene, wie sie in einem Wohnraum kniet. Sie hat die rechte Hand an ihre Brust gelegt und die linke ausgestreckt, was als Geste des Gebets zu deuten ist. Links neben ihr befindet sich ein Tisch, auf dem ein Kruzifix steht und ein Buch liegt. Man fühlt sich an Darstellungen der Verkündigung an Maria, in denen Maria betend dargestellt wird, erinnert. Das Gemälde ist von einer reich bewegten barocken Architektur umgeben. Über dem Bild ist eine Gloriole mit einem Auge im Dreieck angebracht, einem Symbol der Trinität. Auf dem verkröpften und vorgewölbten Gesims sitzen zwei Putten, während in der Mitte ein Baldachin ausgebildet wurde. Die Sockelzone unter dem Gemälde ist mit einem plastischen Mittelteil verziert. Dort befinden sich das Wappen der Familie Martini sowie zwei Engelsköpfe. Wie beim Epitaph für den Pfarrer Martini – dem Vater Dorotheas – sind links und rechts gewölbte Schwünge angeordnet. Desgleichen sitzt auf der rechten Seite ein bärtiger geflügelter Mann, die Allegorie des Todes, die die rechteckige, schräg gestellte Schrifttafel mit der Memorialinschrift hält. Ihm gegenüber wurde auf der linken Seite die Allegorie des Glaubens angeordnet, eine weibliche Gestalt mit einem Kreuz im Arm. Die deutsche Inschrift erinnert an die 1758 verstorbene Johanna Dorothea Böttiger, die mit dem Kaufmann Johann Friedrich Böttiger (gest. 1732) verheiratet war. Das Gemälde ist eines der wenigen im Zittauer Epitaphienbestand, für das ein Künstler überliefert ist. Gurlitt (1907, S. 60) berichtet von der Signatur: „J. Thomas Eyselt. Mahler á Gabel“. Diese Aufschrift ist gegenwärtig nicht sichtbar, vermutlich befindet sie sich auf der Rückseite des Gemäldes.
Zur Person/Familie: Johanna Dorothea Böttiger, geboren am 11. Mai 1695 in Großenhain, war die Tochter des Pastor primarius Magister Gottfried Benjamin Martini (siehe Kat. 66) und der Maria Rosina Colditz. Sie heiratete 1716 den Kaufmann Johann Friedrich Böttger. Er war der Sohn von Rosina Böttiger, geb. Schmied, und Johann Böttiger, der aus Weida im Vogtland eingewandert war. Die Eltern hatten ein Grufthaus auf dem Klosterhof, das aber vor dem Tod Johann Friedrich Böttigers an eine andere Familie weiterging. Böttiger starb am 8. November 1732. Er wurde ebenfalls in der Klosterkirche begraben, eine Leichenpredigt ist in der Sammlung der Städtischen Museen Zittau vorhanden. Johanna Dorothea erbte den Bierhof auf der Webergasse (Innere Weberstraße 16).
Kommentar: Das Epitaph schließt sich in seinem Aufbau und seiner Gliederung dem Gedächtnismal für den Vater Gottfried Benjamin Martini an, der 1733 verstorben war und dessen Epitaph auch in dieser Zeit entstanden sein dürfte. Böttigers Epitaph wurde unmittelbar neben dem ihres Vaters im Chor der Klosterkirche aufgehängt, beide bilden ein eindrucksvolles Ensemble. Joseph Thomas Eiselt war Maler und Bürger der Stadt Gabel (Deutsch Gabel, heute Jablonné v Podještedí) in Nordböhmen, nahe Zittau, ein weiteres signiertes Werk befindet sich in Kloster St. Marienthal. Gemeinsamkeiten in der Bildung der Physiognomien können durchaus erkannt werden. Auch die Malerei des Epitaphs Martini ist sehr ähnlich, vielleicht war auch hier Eyselt der Maler. Bemerkenswert bleibt, dass für das Epitaph der Tochter eines Pastor Primarius ausgerechnet ein böhmischer Maler herangezogen wurde, der in der Region sonst für katholische Auftraggeber wie das Kloster St. Marienthal tätig war – ein eindrucksvoller Beleg für die Durchlässigkeit der konfessionellen Grenzen in der Oberlausitz. Fraglich ist die Datierung des Epitaphs. Aus künstlerischen Erwägungen erscheint eine Entstehung noch zu Lebzeiten Dorotheas denkbar, vielleicht schon kurz nach der Entstehung des Epitaphs für den Vater. So wirkt die Dargestellte, 1695 Geborene, relativ jung. Das Bild in St. Marienthal ist bereits 1739 datiert. Eine Spätdatierung erst um 1770, wie sie Gurlitt (1907, S. 61) vertritt, ist aus dieser Sicht unwahrscheinlich. In seiner weißgoldenen Polychromie und in der Durchbildung des Dekors erinnert es an das – allerdings weniger üppige – Epitaph Krodel in der Kreuzkirche, was für eine spätere Datierung sprechen würde. Von herausragender Qualität sind die geschnitzten Skulpturen, die zu den besten ihrer Zeit in Zittau gehören.

Material/Technik

Holz mit farbiger Fassung, Gemälde: Öl auf Leinwand / Blattmetallziertechniken: Vergoldung Ziertechniken Malerei: Polierweißfassung

Maße

Länge
250 cm
Breite
230 cm
Höhe
40 cm

Literatur

  • Knüvener, Peter (Hrsg.) (2018): Epitaphien, Netzwerke, Reformation : Zittau und die Oberlausitz im konfessionellen Zeitalter. Görlitz, Seite 526ff
Städtische Museen Zittau

Objekt aus: Städtische Museen Zittau

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