Darstellung/Ikonographie: Epitaph aus einer leicht konvex gewölbten schwarzen Inschrifttafel in Form eines vertikal gestreckten Vierpasses, umgeben von einem Blattkranz, der in üppiges, wirkungsvoll weiß-golden gestaltetes Akanthuslaub übergeht.
Zur Person/Familie: Johann Friedrich Krodel war ursprünglich Chirurg, wurde jedoch zum Begründer eines Zittauer Kaufmannsgeschlechts. Er stammte aus Schneeberg, wo er am 18. Februar 1618 geboren wurde. Er ließ sich als Kaufmann (vornehmer Bürger) in Zittau nieder, wurde in den Rat aufgenommen und Mitglied des Kirchenvorstandes. Am 8. November 1660 heiratete er in zweiter Ehe Anna Maria Rothe (8.01.1642–26.01.1712). Sie war die Tochter des Protonators und späteren Stadtrichters Johann Rothe. Ihre Mutter Christina stammte aus der angesehenen Familie Stoll, die mehrfach den Bürgermeister stellte. Aus der Ehe gingen nochmals sechs Kinder hervor, von denen nur zwei das Erwachsenenalter erreichten. Der älteste Sohn Johann Philipp hatte ein Jurastudium absolviert und war dann als Kaufmann in seine Vaterstadt zurückgekehrt. Er wohnte in der Jüdengasse (Brunnenstraße) und heiratete Anna Rosine Möller, mit der er drei Kinder hatte. Am 5. August 1705 starb Johann Philipp. Die Tochter Anna Christina war verheiratet mit Christian Friedrich Gerber, Doktor der Medizin und Praktiker in Zittau. Sie hatten zwei Kinder. Der Sohn Christian Gottlob Gerber studierte ebenfalls Medizin in Leipzig. Christian Friedrich (1688–1760), ein weitere Sohn Johann Friedrich Krodels’, ging als Kaufmann über Holland nach Ostindien (heute Indonesien). Nach sieben Jahren in Batavia / Jakarta kehrte er 1720 nach Zittau zurück. Von ihm befand sich ursprünglich ein Epitaph in der Frauenkirche. Johann Friedrich Krodel besaß einen Bierhof in der Neustadt 34. Offenbar diente das Haus auch Beherbergungszwecken. Es erhielt daher den Beinamen Sächsischer Hof oder auch Neustadtküche. Nach seinem Tod erbte seine Witwe den Bierhof. Außerdem besaß er das Hausgrundstück am Frauentor (Frauenstraße 16, 1999 abgerissen).
Kommentar: Das für ein Inschriftepitaph im Zittauer Vergleich ungewöhnlich prächtige und üppige Werk sticht durch sein virtuos geschnitztes, sich freiplastisch entwickelndes Rankenwerk hervor. Die Gestalt des Epitaphs, bestehend aus mehr oder weniger ovaler Inschrifttafel, die von Laub umgeben wird, zeigt sich in Zittau in weiteren Epitaphien und besonders Grabsteinen (z. B. das Grab des Heinrich Hertel auf dem Kreuzfriedhof, 1706) auf allen historischen Friedhöfen, aber selten in derart virtuos üppiger Form umgesetzt. Es ist unbekannt, welche Schnitzerwerkstatt das Epitaph schuf. Ähnlichkeiten in der Ausführung und in der Polychromie zeigen die Epitaphien für die Familie Paul in der Kreuzkirche.
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