Maße
Höhe: 17,2 cm, Länge: 28,7 cm
Ausschnitt aus Bildführer "Städtisches Heimatmuseum Lippstadt" - Ulrich Becker
Lippstadt von Norden mit dem Hafen am Kanal
Anonym, um 1830-34 - bez. unterhalb der Darstellung "Lippstadt"
Gouache über Federzeichnung - 17,2 x 28,7 cm
Die beschauliche Biedermeieransicht bietet die einzige bekannte Darstellung des "Hafens" mit seinem stattlichen Kran. Diese Anlegestelle am Schifffahrtskanal, der 1828-30 zur Umschiffung der vier Mühlen im Zuge der Schiffbarmachung der Lippe angelegt worden ist, befand sich in Höhe des jetzigen Finanzamtes. Über das noch unbekannte Gelände des späteren "Tivoli" fällt der Blick auf die klassizistische "Reitbahn" (links angeschnitten), die zur 1706 als Sitz des Festungskommandanten erbauten, 1906 abgebrochenen "Alten Kaserne" gehörte; dahinter ragt die Turmspitze der Brüderkirche auf, daneben die Jakobikirche, in der Bildmitte die Marienkirche mit dem 1834 beseitigten Notdach des Nordostturms, rechts davon Nicolaikirche und ganz rechts der 1846 niedergelegte Turm der Stiftskirche; südlich der Kanalbrücke befand sich das Anwesen des Amtmanns Schwanekrüger (heute "Lippe-Residenz"), das die Lippische Mühle und die Stadtmühle teilweise verdeckt.
Die Lippeschifffahrt mit getreidelten Booten bis 300 Tonnen, 1853-56 gar mit drei Schleppdampfern betrieben, verlor mit dem Anschluss Lippstadts an die Eisenbahn an Bedeutung und wurde 1876 eingestellt. Außer Steinen, Bauholz, Essig, Getreide, Heu und Steinkohlen sind als Umschlaggüter Eisenerz für die Lüner Hütte (1837-55 in Lipperode abgebaut) und Salinensalz aus Westernkotten hervorzuheben (die Provinz Westfalen sollte vom Salzimport aus Holland unabhängig werden).
Zur Bedeutung des liebenswerten Bildchens ein Zitat: "Diese kleine Hafenszene ist für die Geschichte der Lippeschifffahrt bzw. für die Geschichte der kleinen Flusshäfen der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der dortigen Verladetechnik eine einmalige Quelle, vermittelt sie uns doch, in Ermangelung anderer Bildquellen, ein exemplarisches Beispiel ..." (Werner Koppe, in: Heimatblätter 1997).