Kalender und Almanache waren bis zum 19. Jh. ein populäres Lektüremedium für breite Bevölkerungsschichten. Eine sehr lange Tradition kann der Offenbacher Hinkende Bote aufweisen, der (in unterschiedlichen Abwandlungen) auch mit "Der Hinkend- und Stolpernd- doch eilfertig fliegend- und laufende Reichs-Bott" betitelt war. Spätestens seit 1698 nachweisbar, war der Offenbacher Kalender einer der am weitesten verbreiteten Quartkalender in Südhessen, der auch überregional - sogar in deutschsprachigen Gemeinden in den USA rezipiert wurde. Im frühen 19. Jh. wurde der Kalender von Heinrich Gottlieb Hauch verlegt, der Hofbuchdrucker von Isenburg-Birstein war, das von 1806 bis 1815 zum Rheinbund gehörte.
Wie für die Gattung der Volkskalender üblich, enthält der Offenbacher Hinkende Bote einen Kalender nach verschiedenen Zeitrechnungen und so genannte astrologische Praktika (auf Astrologie beruhende Wettervorhersagen), Anweisungen zum Aderlass, Termine für Messen und Märkte in der Region, Anekdoten, Platz für eigene Eintragungen, historische Begebenheiten und politische Neuigkeiten.
Die Ausgabe von 1805 erklärt außerdem den französischen Kalender, womit der Revolutionskalender oder Republikanische Kalender gemeint ist, der 1789 infolge der Französischen Revolution eingeführt wurde. Das Kalenderjahr begann offiziell am 22. September; hier ist fälschlicherweise der 23. September angegeben. Der Revolutionskalender, der keine christlichen Bezüge mehr und weitaus weniger Feier- und Ruhetage hatte, war bei der Bevölkerung nicht sehr beliebt. 1806 führte Napoleon bereits wieder den Gregorianischen Kalender ein. [Johanna Kätzel]
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