Die Ulmer Hostienmühle stammt ursprünglich von einem Flügelaltar, bei dem das Gemälde die Mitteltafel einnahm. Dargestellt sind Maria und die vier Evangelisten - gekennzeichnet durch geflügelte Wesen mit Adler-, Menschen-, Stier- und Löwenkopf - die Getreidekörner in eine von den Aposteln angetriebene Mühle schütten. Anstatt Mehl fallen wohlgeformte Hostien aus dem Trichter. Diese werden von den vier knienden Kirchenvätern Ambrosius, Hieronymus, Augustin und Gregor in einem goldenen Kelch mit dem erscheinenden Christusknaben aufgefangen. Die Hostienmühle ist ein Sinnbild für die Fleischwerdung Christi und seine leibliche Gegenwart im Altarsakrament. Der Künstler hat sich bemüht, eine moderne Bildgestaltung zu erzeugen, obwohl das Gemälde auf den ersten Blick eher konservativ wirkt. Er deutet Körperlichkeit durch die Gewandgestaltung mit üppigen Röhrenfalten an oder erreicht Räumlichkeit durch die Gestaltung der Mühle und der Plattform, auf der die Apostel stehen und die Kirchenväter knien. Solche Mühlendarstellungen sind jedoch eher selten anzutreffen. Sicher sind sie keine Erfindung des Malers; wahrscheinlich gab ein Geistlicher oder ein theologisch gebildeter Laie die Anweisungen zur Bildgestaltung. Möglicherweise diente dem Künstler auch eine Handschrift oder ein Holzschnitt als Vorbild.
Dauerleihgabe des Vereins für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben.
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