Kalender und Almanache waren bis zum 19. Jh. ein populäres Lektüremedium für breite Bevölkerungsschichten. Der Kaiserslauterner Hinkende Bote wurde von dem aus Sachsen stammenden Karl Heinrich Blau (1757-1824) verlegt, der 1802 die erste Druckerei in der Stadt eröffnete und auch den "Anzeiger von Kaiserslautern" herausgab.
Wie bei Volkskalendern üblich, enthält der Hinkende Bote aus Kaiserslautern einen Kalender nach verschiedenen Zeitrechnungen und so genannte astrologische Praktika (auf Astrologie beruhende Wettervorhersagen), Anweisungen zum Aderlass, Termine für Messen und Märkte in der Region, Anekdoten, Leerseiten für eigene Eintragungen, historische Begebenheiten und politische Neuigkeiten.
Die Ausgabe von 1812 enthält außerdem eine Genealogie der kaiserlichen Familie Frankreichs und einen Holzschnitt zur Geburt Napoleons. Kaiserslautern gehörte zu dieser Zeit zum Département du Mont-Tonnerre, einer nach französischem Vorbild geschaffenen Verwaltungseinheit im 1801/02 von den Franzosen annektierten linksrheinischen Gebiet.
Das Titelblatt des Kaiserslauterners Kalenders bildet den namengebenden "Hinkenden Boten" ab: einen Mann mit Holzbein in Soldatenuniform. Häufig waren es invalide Soldaten, die versuchten, sich als Kolporteure von Nachrichten oder als Verkäufer von Volkskalendern ein Auskommen zu sichern. Die abgebildete Schnecke symbolisiert die Langsamkeit des Boten, die ihn jedoch gerade als eine vertrauenswürdige Quelle erscheinen ließ. Kalender mit "hinkenden Boten" im Titel waren vor allem im südwestdeutschen Raum, der Schweiz und dem Elsass verbreitet. [Johanna Kätzel]
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