Porträt von Kaspar Schwenckfeld. Der deutsche Reformator wird hier als Halbfigur nach links gewandt gezeigt. Sein schwermütiger Blick ruht auf dem Betrachter. Anstelle mit einer Perücke präsentiert er sich hier mit natürlichem Haar und langem Vollbart. Er trägt einen Umhang, ein Gewand mit Pelzbesatz an den Säumen. In seiner linken Hand hält er ein Buch. Er scheint an einem Tisch zu sitzen, denn vor ihm ist auf der Tischfläche ein Tintenfass, eine Feder und eine Schriftrolle zu erkennen. Rechts befindet sich ein Brettchen mit seinem eingravierten Todesjahr. Unten am Bildnisrand erscheint ein Spruch. Hinter dem Dargestellten flankieren zwei kannelierte Säulen einen Rundbogen mit einer Aufschrift. Die Bogenzwickel sind mit Blüten und Blattwerk dekoriert.
Kaspar Schwenckfeld hat u.a. an der Universität Köln studiert, dann als Hofjunker an verschiedenen Orten gearbeitet, bis er schließlich Ratsmitglied beim Liegnitzer Herzog Friedrich II. wurde. Bei einem Besuch in Wittenberg kam er mit dem Protestantismus in Berührung und versuchte seine Lehre in Liegnitz einzuführen. Jedoch legte er einige Grundsätze Luthers anders aus, neigte sich mehr dem Spiritualismus zu und wurde daraufhin aus seiner Heimat verbannt und musste an anderen Orten mit Widerstand rechnen, etwa in Straßburg, in Schwaben, am Rhein, in Esslingen und zuletzt in Ulm.
Die meisten Sammlungen, die ein weiteres Exemplar des vorliegenden Stichs besitzen, sind sich einig, dass als Stecher Theodor de Bry in Frage kommt. Das wird u.a. von dem Kürzel im Motiv, "Br", abgeleitet. Allerdings könnte auch der in Paris tätige Zeichner und Kupferstecher Robert Boissard (1570-1601) das Blatt als Kupferstich ausgeführt haben. Des Weiteren könnte das Blatt in Jean-Jacques Boissards Werk "Icones virorum illustrium doctrina et eruditione praestantium continens" (Frankfurt a.M. 1597-1599) veröffentlicht worden sein. Dafür spricht zum einen die Ausführung des Bildnisses mit Säulen, Bogen, Balken und dekorierten Zwickeln. Zum Anderen befindet sich in der Stiftung Händel-Haus ein weiteres Bildnis eines Staatsmannes (Vgl. BS-III 364), das ganz sicher in dem Buch erschienen ist; ein zugehöriger Index beweist dies. In welchem der Bände das Blatt nun erschienen ist, konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Auf der Rückseite des Passeaprtouts des vorliegenden Blattes steht zudem der Hinweis, dass das Blatt auch in Boissards "Bibliotheca Chalcographica" (Frankfurt a.M. 1652-1669) erschienen ist, was bisher auch nicht bewiesen wurde.
Signatur: Br.
Beschriftung: [Bogen] CASPAR SCHWENCKFELDIUS ab ossing. Eques Nobilis Silesus.
[Brett] Nasc. in Silesias, Ao. Ob. in Suenia, Ao. 1561.
Dum Pate facta Dei tua degmata prodis ab ore, Verbi equidem mutus praeco futurus erit. N.
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