museum-digitaldeutschland
STRG + Y
de
Stiftung Stadtmuseum Berlin Uhrensammlung [II 64/560 j]
Johann Conrad Felsing, Kleine Reiseuhr, um 1850 (Uhrwerk um 1900), Inv. Nr. II 64/560 j (Stiftung Stadtmuseum Berlin CC BY)
Herkunft/Rechte: Stiftung Stadtmuseum Berlin / Oliver Ziebe, Berlin (2020) (CC BY)
3 / 10 Vorheriges<- Nächstes->

Johann Conrad Felsing, Kleine Reiseuhr, um 1850 (Uhrwerk um 1900), Inv. Nr. II 64/560 j

Kontakt Zitieren Datenblatt (PDF) Originalversion (Datensatz) Entfernung berechnen Zum Vergleich vormerken Graphenansicht

Beschreibung

Das hochrechteckige, vergoldete Messingpfeilergehäuse steht auf kugelförmigen, unten abgeflachten Füßen, auf der Vorderseite geschlossen durch eine Glastür mit Facettenschliff, auf der Rückseite durch eine Messingtür, beide Türen mit Knauf zum Öffnen. Auf der gravierten oberen Abdeckung befindet sich ein rechteckiger, aufstellbarer Tragebügel. Die flachen Sockelflächen sind umlaufend mit einem feinen Wellenband graviert, die obere Abdeckung und die Seiten mit einer gerahmten, geschwungenen Gravur um ein Rautenmuster. Damit unterscheidet sich das Objekt von den Uhren desselben Typs, die meist an allen Seiten verglaste Flächen aufweisen.
Auf der Oberseite liegt mittig ein Abstellknopf für das Weckwerk, welches aber nicht (mehr) enthalten ist, denn das ehemals zugehörige Uhrwerk wurde wohl um 1900 durch ein Schweizer Taschenuhrwerk ausgetauscht. Auf der inneren Rückwand finden sich noch verschiedene Öffnungen für das originale Uhrwerk bzw. angepasste für das jetzt enthaltene Taschenuhrwerk. Zwei Schlüssel zum Aufziehen der Uhr sind vorhanden. Das normalerweise zu einer Reiseuhr gehörende Futteral hat sich nicht erhalten. Vermutlich bezog der Berliner Hofuhrmacher Conrad Felsing das Gehäuse aus Frankreich, wo diese massenhaft produziert wurden. Entweder vertrieb er es komplett oder setzte ein eigenes Werk ein.
Das Objekt kam 1964 als Schenkung an das Museum. (Silke Kiesant)

Beschriftung/Aufschrift

Unter dem Zifferblatt: CONRAD FELSING / HOF-UHRMACHER / BERLIN

Vergleichsobjekte

Stiftung Stadtmuseum Berlin, Inv. Nr. KH 98/57 UH, Albert Karl Julius Felsing, Figurenuhr „Friedrich Schiller“, um 1866

Material/Technik

Messing, Stahl, Werksschrauben gebläut; Zifferblatt: Email

Maße

Höhe (mit aufgestelltem Bügel) 12,5 cm, Breite 7,3 cm, Tiefe 4,7 cm, Durchmesser 4,2 cm

Ausführliche Beschreibung

Das um 1900 zu datierende Taschenuhrwerk ist mit einer Palettenankerhemmung (Kolbenzahnhemmung) mit für damalige Verhältnisse hoher Ganggenauigkeit (im Gegensatz zu den Uhren mit Zylinderhemmung) ausgestattet. Es besitzt eine dreischenklige Unruh mit Stahlspirale. Die Lager für die Unruh, den Anker, das Ankerrad und Sekundenrad in Rubin. Montierungslöcher in der originalen Rückwand zeigen die frühere Befestigung des ursprünglichen Uhrwerks mit Weckfunktion, ferner die gravierte Inschrift „Cylinder“ für die ehemalige Zylinderhemmung. Der Schlitz für die Regulierung wurde nach oben rechts versetzt, der originale Schlitz hierfür trägt die Bezeichnung links „R“ für Retard und rechts „A“ für Avance sowie eine Strichteilung, darunter die Bezeichnung „N°. 34983.“. In der Mitte befindet sich die Bohrung für den Aufzug und die Zeigerstellung.
Das originale, hochrechteckige Email-Zifferblatt zeigt römische Stundenziffern und eine Strichminuterie, die Fünfminuten etwas stärker, ferner gebläute Stahlzeiger in schlanker Birnenform sowie die Uhrmacher-Signatur.
Der Hofuhrmacher Johann Conrad Felsing (Geburtsdatum unbekannt, gest. 1870, Geburtsname Völtzing) entstammte einer Uhrmacherfamilie, die seit 1733 im Schwarzwald ansässig war. In Berlin gründete er nach der Namensänderung in „Felsing“ 1820 ein Uhren- und Handelsunternehmen, in dem er Uhren in unterschiedlichen historistischen Stilen und Qualitäten (z.B. aus vergoldetem Gelbguss oder preiswerterem Zinkguss) sowie Schweizer Spieldosen vertrieb. Das erste Geschäft befand sich in der Schlossfreiheit 1, direkt gegenüber der Berliner Residenz. 1847 wurde Felsing Mitglied der Berliner Innung, später Prüfungskommissar und 1850 Altmeister. Er bezog Uhren aus unterschiedlichen Quellen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Sein Sohn Albert (1827-1901) führte die Firma ab 1851 weiter. Sie betrieb später ihr Geschäft in der Straße Unter den Linden 19-21 und bestand unter diesem Namen bis 1938.
Im Kunsthandel oder in Privatsammlungen tauchen häufig Produkte der Firma auf, auch mit der Signatur „Felsing in Berlin“, darunter eine Tischuhr in äußerlich aufwendig wirkenden Gehäusen mit viel Rokoko-Zierrat, jedoch von minderer Qualität und mit einem Uhrwerk von Japy Frères in Paris, oder eine kleine Pendule im Boulle-Stil. Die Stiftung Stadtmuseum Berlin bewahrt eine weitere Felsing-Uhr mit der Darstellung Friedrich Schillers und einem Werk von Japy Frères. Seltener sind solche Objekte wie der Schritt-Taktgeber bezeichnet mit „Conrad Felsing Berlin“, ein Metronom zur Bestimmung der Marschgeschwindigkeit beim Militär, in Taschenuhrform (Privatbesitz). (Marina de Fuemel, Silke Kiesant)

Literatur

  • Abeler, Jürgen (2010): Meister der Uhrmacherkunst. Wuppertal, S. 151
  • König, Gerhard (1988): Uhren und Uhrmacherei in Berlin 1450–1900 (= Miniaturen zur Geschichte, Kultur und Denkmalpflege Berlins; 24). Berlin, S. 69
  • Osterhausen, Fritz von (1999): Callweys Uhrenlexikon. München, S. 269
Karte
Hergestellt Hergestellt
1850
Johann Conrad Völtzing (Uhrmacher)
Berlin
Hergestellt Hergestellt
1900
Albert Karl Julius Felsing
Berlin
1849 1902
Stiftung Stadtmuseum Berlin

Objekt aus: Stiftung Stadtmuseum Berlin

Die Stiftung Stadtmuseum Berlin (Landesmuseum für Kultur und Geschichte Berlins) betreibt in Berlin mehrere landeskundliche und historische Museen....

Das Museum kontaktieren

[Stand der Information: ]

Hinweise zur Nutzung und zum Zitieren

Verzicht auf alle Rechte. Sollte nur gewählt werden, wenn das Recht auf Rechte zu verzichten besteht.