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Stiftung Stadtmuseum Berlin Uhrensammlung [KGK 68/1 a + b]
Carl Ludwig Buschberg, Stutzuhr mit Chronos und Aeternitas auf Sockel, um 1775, Inv. Nr. KGK 68/1 a + b (Stiftung Stadtmuseum Berlin CC BY)
Herkunft/Rechte: Stiftung Stadtmuseum Berlin / Oliver Ziebe, Berlin (2020) (CC BY)
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Carl Ludwig Buschberg, Stutzuhr mit Chronos und Aeternitas auf Sockel, um 1775, Inv. Nr. KGK 68/1 a + b

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Beschreibung

Das weiße, hohl gearbeitete Porzellangehäuse mit vergoldeten Zierkanten ruht auf vier eingerollten Rocaille-Füßen mit aufgelegten, teilweise vergoldeten Blättern auf einem passgenauen, seitlich eingezogenen niedrigen Porzellansockel; unterhalb des Zifferblattes schwingt das Gehäuse ein. An dieser Stelle sowie über dem Zifferblatt befindet sich eine vergitterte Öffnung, deren Kreuzungspunkte mit kleinen blauen Blüten geschmückt sind. Im unteren Bereich ist der vergoldete und geflügelte Kopf des Chronos angebracht. Blaue Ranunkel-, Trichterwinde- und Rosenblüten zieren die Gehäuseseiten, ebenso wie Blatt- und Rocaillewerk. Jeweils an beiden Seiten deuten Löcher in der Porzellanwand darauf hin, dass dort ehemals weitere Dekorationsstücke (Kinderfiguren oder Blüten) montiert waren. Über dem Zifferblatt bildet ein auf beiden Seiten konvex eingezogener Aufsatz den Sitz für die bekrönende weibliche Figur der Aeternitas (Ewigkeit). Unter der nackten Brust ist sie mit einem grünen, vorn geknoteten Band gegürtet, ein innen gelbes, außen rosa Tuch umspielt ihre Hüften. Den Schleier, der ihr Gesicht verhüllt, ziert eine goldene Borte. Auf Stirnhöhe ist er durch ein gelb-rosa Band am Kopf befestigt. Den rechten Arm streckt die Figur wie zum Abstützen nach vorn, in der linken erhobenen Hand hielt sie ursprünglich als Symbol der Ewigkeit eine sich selbst in den Schwanz beißende und damit einen Ring bildende Schlange (verloren). Der linke, leicht nach oben gezogene Fuß kreuzt die Wade des rechten Beins, an dessen Fuß sich ein vergoldeter Ring befindet. Das Zifferblatt ist eingerahmt durch gebündelte, mit Lorbeergirlanden umwundene Stäbe. Das Uhrwerk ist über ein rundes Loch auf der Rückseite des Gehäuses zugänglich, geschützt durch einen durchbrochenen Sechseckstern aus Messing mit textiler Füllung.
Das Thema Chronos und Ewigkeit bietet sich als Schmuck für Uhrengehäuse an. Der Zeitgott Chronos wird oft gleichgesetzt mit Kronos/Saturn, Sohn des Uranos und der Erdmutter Gaia. Kronos entmannte seinen Vater und verschlang aus Angst davor, dasselbe Schicksal erleiden zu müssen, seine eigenen Kinder, bis auf seinen Sohn Zeus. Chronos, der Zeitgott, entspringt ganz anderen Mythen, nämlich der der Orphiker (6./5. Jh. v. Chr.). Eine erste Darstellung als bartloser und geflügelter Mann erscheint aber erst in hellenistischer Zeit (ab dem 4. Jh. v. Chr.). Mit seinem Attribut der Sense und der häufig mit ihm zusammen auftretenden verschleierten, trauernden jungen Frau symbolisieren sie die Vergänglichkeit des irdischen Lebens. Der Schlangenring der „Aeternitas“-Figur stand schon in der altägyptischen Kultur, aber auch bei den Freimaurern, für die Ewigkeit. So thematisieren Vergänglichkeit und Ewigkeit, wie auch die frischen und die verblühten Blumen am Uhrgehäuse, die beiden Antipoden der Zeit.
Auf beiden Einzelteilen des Uhrgehäuses findet sich das unterglasurblaue Zepter der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin. Der Entwurf für das Uhrgehäuse wird dem Bildhauer Stutz (Vorname unbekannt) zugeschrieben (1766/67), das Modell für die Figur der Ewigkeit stammt von Wilhelm Christian Meyer (1726-1786). Der außerordentlich beliebte Uhrentyp war mit einigen Abwandlungen des figürlichen Schmucks (seitliche Kinderfiguren, Chronos) sowie in der Art der farbigen Bemalung und des Blumenschmucks von der KPM bis in die 1880er Jahre produziert worden. Im Modellbuch wird es unter der Nr. 341 beschrieben: „Ein großes stehendes Uhrgehäuse mit Postument und 2 Kinder mit B und C gezeichnet, wie auch eine liegende Figur die Ewigkeit mit D gezeichnet“. Etliche Exemplare dieses Typs, auch als dreibeinige Ausführung, haben sich erhalten.
Die Uhr kam 1968 als Stiftung Adolf Bodenheim an das Berlin Museum, heute Stiftung Stadtmuseum Berlin. (Silke Kiesant)

Beschriftung/Aufschrift

auf dem Zifferblatt: „BUSCHBERG BERLIN“, auf dem Porzellan: Zeptermarke, unterglasurblau

Vergleichsobjekte

Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Inv. Nr. XII 40, Christian Ernst Kleemeyer, Pendule mit Figur der Ewigkeit, um/nach 1769
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, Inv. Nr. XII 8097 (unsigniert)
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, KPM-Porzellansammlung des Landes Berlin, Inv. Nr. B 72/11 a-e (Kleemeyer)
Stiftung Stadtmuseum Berlin, Inv.Nr. II 61/154 i a-d (Buschberg)

Material/Technik

Gehäuse: Messing, Porzellan, weißer Scherben, teilweise vergoldet, polychrom bemalt, montiert; Uhrwerk: Messing, Stahl; Glocken: Silberbronze; Zeiger: Messing, vergoldet, durchbrochen, graviert; Email; Glas

Maße

Gehäuse: Höhe ohne Sockel 58,5 cm, Breite 29 cm, Tiefe 15 cm; Sockel: Höhe 6,8 cm, Breite 33 cm, Tiefe 19,4 cm

Ausführliche Beschreibung

Das runde Messing-Vollplatinenwerk (H: 13,2 cm; B: 14 cm; zylindrische Werkpfeiler, H: 2,95 cm; Platinenstärke: 0,23 cm) mit unterem geraden Abschluss besitzt ein Rechenschlagwerk (Viertelstundenschlagwerk auf zwei ineinander gesteckte Glocken), Zugfederantrieb mit umlaufenden Federhäusern, Spindelhemmung und ein Pendel mit Fadenaufhängung. Die Kadraturteile sind werkrückseitig angebracht.
Das Emailzifferblatt zeigt schwarze große römische Stunden- und kleinere arabische Fünfminutenziffern sowie eine Minuterie mit Strichen, die Fünfminuten mit Punkten, die Fünfzehnminuten mit stilisierten Lilien. Bei IIII und VIII liegen zwei Vierkantaufzugslöcher. Im Mittelkreis befindet sich die Uhrmachersignatur. Zwei durchbrochen und sehr filigran gearbeitete Zeiger aus vergoldetem Messing vervollständigen die Uhr. Geschützt wird das Zifferblatt durch einen runden, profiliert gearbeiteten und vergoldeten Gelbgussrahmen mit gewölbtem Glas.
Der Groß- und Turmuhrmacher Carl Ludwig Buschberg (um 1743-1805) erwarb vor 1775 die Meisterwürde, war 1780 Stadtuhrmacher und 1794 Altmeister der Zunft. Möglicherweise ist er identisch mit dem Schlesier „Ouvrier L. Buschberg“, den Alfred Chapuis 1938 als Spezialist für Musikpendulen (1771) bezeichnet. In diesem Fall muss er Anfang der 1770er Jahre in Berlin eingetroffen sein. Um 1785 datiert eine kleine Standuhr mit vier Satyrn und Widderköpfen. Im Postament befand sich ursprünglich ein Musikwerk. Das Zifferblatt ist signiert „BUSCHBERG À BERLIN“ (SPSG, Inv. Nr. V 107). Durchaus üblich war es, dass die Uhrmacher bei Kunsthandwerkern, wie Tischlern oder, wie in diesem Fall, bei der Königlichen Porzellanmanufaktur Berlin, Uhrgehäuse in Auftrag gaben oder bereits fertig für ihre Mechanik erwarben. Auch Buschbergs Berliner Kollegen Christian Ernst Kleemeyer und Conrad Ehrbar benutzten diese Art von Porzellangehäuse für ihre Werke. (Franka Görike, Silke Kiesant)

Literatur

  • Abeler, Jürgen (2010): Meister der Uhrmacherkunst. Wuppertal, S. 91
  • Chapuis, Alfred (1938): Le Grand Frederic et ses horlogers. Une émigration d’horloges suisses au XVIIIme siècles. Un demi-siècle d’horlogerie berlinoise (1760-1810). Lausanne, S. 55
  • Kiesant, Silke (2013): Prunkuhren am brandenburgisch-preußischen Hof im 18. Jahrhundert. Mit einem Katalog ausgewählter Uhren Friedrichs II. und Friedrich Wilhelms II. von Preußen. Petersberg, S. 330-334, Kat. 27
  • Köllman, Erich; Jarchow, Margarethe (1987): Berliner Porzellan. München, Bd. 1, S. 186
  • König, Gerhard (1988): Uhren und Uhrmacherei in Berlin 1450–1900 (= Miniaturen zur Geschichte, Kultur und Denkmalpflege Berlins; 24). Berlin, S. 68
  • Lenz, Georg (1913): Berliner Porzellan. Die Manufaktur Friedrichs des Grossen 1763-1786. Hrsg. im Auftrag und mit Unterstützung des Ministeriums für Handel und Gewerbe zum 150jährigen Bestehen der Königlichen Porzellan-Manufaktur zu Berlin. Berlin, Bd. 1, Abb. 139, 140
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