Eine Spieluhr in Form einer Granate, wie sie im ersten Weltkrieg von Mörsern verschossen wurden. Die Inschrift "Fleissige Bertha" nimmt Bezug auf die berühmteste deutsche Waffe in dieser Zeit: die "dicke Bertha". Eine riesige Kanone, die Granaten von bis dahin unbekannter Sprengkraft abfeuern konnte. Im Deutschen Reich wurde die massenhaft Tod bringende Waffe glorifiziert und ihre Form und die der Granaten wurden für die verschiedensten Alltagsgegenstände genutzt. Darstellungen wie diese sollten die Kriegsbegeisterung steigern und brachten den Krieg in den häuslichen Alltag. Gesammelt wurde das Objekt von Gustav Edmund Pazaurek (1865-1935) als Beispiel für eine Geschmacksverirrung, für ihn war das nationaler Kitsch.
Longwy, Namur und Camp des Romains stehen für französische bzw. belgische Festungen, die bereits im August und Serptember 1914 von deutschen Truppen erobert wurden. Ein wesentlicher Kriegsfaktor war dabei die "dicke Bertha", da diese Festungen deren Granaten nicht standhielten.
[Markus Speidel]
Die Erfassung dieses Objekts wurde durch die Deutsche Digitale Bibliothek im Rahmen des von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) geförderten Programms NEUSTART KULTUR ermöglicht.
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