Das stimmungsvolle Interieur, in dem eine junge Frau bei der Handarbeit geschildert wird, dokumentiert Urlaubs Auseinandersetzung mit der niederländischen Genremalerei und deren Frankfurter Epigonen wie z. B. Justus Juncker (vgl. IV-01205). Urlaub bevorzugte Darstellungen im Stil seiner eigenen Lebenswelt, die er in betont natürlicher Weise auffasste und oft mit einem sentimentalen, manchmal auch pikant-erotischen Einschlag versah. Dabei nahm er auch den Einfluss französischer Vorbilder auf, woraus eine gewisse Affinität zu den intimen Genreszenen von Georg Melchior Kraus resultiert. [...]. Die schlicht gekleidete »Spinnerin« mit ihren derben Gesichtszügen und dem Häubchen ist barfuß und arbeitet in einer ärmlichen Stube, scheint also einem niedrigeren Stand anzugehören. Analog zu derartigen Bildnissen schildert Urlaub in seinen Genreszenen häufig verschiedene gesellschaftliche Milieus mit liebevollem Blick auf die Einzelheiten, vom Alltagsleben eines herrschaftlichen Hauses (»Morgentoilette«, Historisches Museum Frankfurt a. M.) bis hin zum Wirken einfacher Handwerker (»Schuster« und »Schneider«, beide dat. 1798, Mittelrhein-Museum Koblenz). (Quelle: Maisak/Kölsch: Gemäldekatalog (2011), S. 337)