Die Alten am Gral [zu "Mütter"]

Das vorliegende Bild ist der Gruppe der sogenannten "Theaterbilder", einer dem Künstler ganz eigenen Bildform-Schöpfung zuzuordnen. Bei den "Theaterbildern" handelt es sich um Bildinszenierungen, in denen inhaltlich eine Auseinandersetzung mit Theatertexten stattfindet, welche der Theatermann Einar Schleef selbst auf der Bühne umsetzte oder umzusetzen gedachte. Dabei sind die Bilder nicht "für" bestimmte Inszenierungen entstanden, die gewöhnlich dramatische Inhalte im zeitlichen nacheinander zur Darstellung bringen. Vielmehr inszenieren die Bilder einzelne Szenen von dramatischen Texten im räumlichen Nebeneinander. So entstehen Tableaus, in denen sich unterschiedliche Szenen gleichzeitig abspielen. Wie auch in seinen "Tagebuch"-Bildern wird das bildlich Dargestellte durch Text bzw. Schrift konkretisiert, kommentiert oder durch Zitate vertieft. Das Zusammenspiel von Bild und Schrift lässt schließlich ein assoziatives "Theaterbild" in Erscheinung treten, welches ganz pointiert das für Schleef Wesentliche eines Stückes zur Anschauung bringt. Die Theaterbilder entstehen dabei vor allem zwischen 1985 und 1988, also jener Zeit, in der Einar Schleef nach 10-jähriger Abstinenz wieder intensiv am Theater zu arbeiten beginnt. Nach dieser Zeit wird die Bildform des "Tagebuch"-Bildes die dominierende.

Das vorliegende Bild ist thematisch Schleefs erster Inszenierung am Schauspiel Frankfurt 1986 zuzuordenen. Diese trug den Titel "Mütter" und basierte auf zwei antiken Trägödien.