Gemeinsam gelten Georges Seurat und Paul Signac als Begründer des sogenannten Neo-Impressionismus. Als Gegenreaktion zum Impressionismus, dem zunächst auch Signac unter dem Einfluß Monets verbunden war, war nunmehr eine neuartige Bildwirkung aus der Synthese reiner, unvermischter Farben, deren Verbindung erst im Auge des Betrachters erfolgen sollte, künstlerische Absicht. Konträre, kleine Farbkompartimente, isoliert nebeneinander gesetzt, sollten sich in der Schau aus der Entfernung zu farbigen Erscheinungen zusammenschließen. Auch im Bildaufbau wird eine neue Festigkeit und frei gestaltende Harmonie angestrebt.
Wenn diese Absichten, die bald theoretisch untermauert wurden, auch vorwiegend in Signacs Gemälden sichtbar wurden, so drückt sich doch, wie unser Blatt bezeugt, sein Bestreben auch im Aquarell aus. Innerhalb des festen Kompositionsgerüstes der Motive zeigt sich ein freies, malerisches, in Kontrasten angelegtes Gestalten. Das Erscheinungsbild scheint nachhaltig und unbehindert verändert. Die violetten und gelben Dominanten werden durch frei gewählte Ergänzungen, etwa von Grün und Rot, zusätzlich kontrastiert. Flecken und Tupfer rufen dies alles hervor, die absichtsvoll weiß gebliebenen Papierstellen setzen lichte Akzente. Eine autonome Komposition ist entstanden. Zur Datierung kann auch die 1906 fertiggestellte zweigeschossige Pont de Passy (die jetzige Pont de Bir Hakeim) behilflich sein, auf der die Metro die Seine überquert. Das sich markant emporstaffelnde einstige Palais du Trocadero war zur Weltausstellung von 1878 in orientalisierendem Stil errichtet worden. Anfang der 30er Jahre mußte es dem Palais de Chaillot weichen.
Text: Gottfried Riemann, in: Das Berliner Kupferstichkabinett. Ein Handbuch zur Sammlung, hg. von Alexander Dückers, 2. Auflage, Berlin 1994, S. 426, Nr. VII.77 (mit weiterer Literatur)
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