Die ungewöhnlich große Truhe ist ein schönes Exemplar dieses als cassone bezeichneten typischen Florentiner Möbels der Hochrenaissance. Sie steht fest auf einer dicken Bodenplatte, die mit ihrem ausladenden s-förmigen Karniesprofil den Sockelkasten schützt. Von der Truhenfront durch ein Zwischengesims getrennt, ist der Sockelstreifen von einem breit zusammengesteckten Würfelstab bedeckt, der ihm mit seiner illusionistischen Wirkung zu Leichtigkeit und stabiler Spannung verhilft. In der gleichmäßigen Rahmung der Truhenfront sitzt eine Reihe von vier nahezu quadratischen Füllungen mit gleichem Motiv: eine von einer ornamentalenen Blütenkette umrandete stilisierte Brunnenarchitektur. Im Kontrast zu diesen Füllungen ist die Front auf den Rahmen von einem feinen intarsierten Rankenwerk überzogen. Den Abschluss bildet ein schwerer Truhendeckel, der mit seinem profilierten Überstand und der an einen Sarkophag erinnernde Schräge nicht nur optisch Gewicht erhält. Schön ist der durch die Intarsie vorgetäuschte Zahnfries am Deckelrand und auch die Leichtigkeit, die dem Deckel mit dem perspektivischen Gitterwerk auf der Schrägen gegeben wird.
Die Truhe gehört auf Grund ihrer Größe zu den unbeweglichen Schaustücken der Innenausstattung eines Palazzo. Nach den Inventaren waren solche Prunktruhen häufig in der camera – dem Schlafraum und nach dem Festsaal bedeutendsten der herrschaftlichen Räume – zu finden. Auf Tizians berühmten Gemälde der Venus von Urbino (Gemäldegalerie Dresden) ist in einer Hintergrundszene zu sehen, wie mühsam diese Möbel zu handhaben waren: am besten hielt eine zweite Person den schweren Deckel geöffnet. In den Truhen wurde Wäsche oder auch der Goldschmuck der Aussteuer aufbewahrt. Häufig war das Innere durch Einsätze unterteilt.
ASt
Entstehungsort stilistisch: Florenz (?)
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